Gesundheitswesen 2013; 75 - A274
DOI: 10.1055/s-0033-1354218

Die Kosten der Versorgung von Hepatitis C Patienten in Deutschland

JT Stahmeyer 1, S Rossol 2, F Bert 2, M Abdelfattah 2, B Wiebner 3, H Wedemeyer 1, C Krauth 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Krankenhaus Nordwest, Frankfurt a.M.
  • 3Deutsche Leberstiftung, Hannover

Hintergrund: Im Rahmen des Bundesgesundheitssurvey wurde eine Hepatitis C (HCV) Prävalenz von 0,4% ermittelt. Obwohl Deutschland damit zu den Ländern mit einer niedrigen Prävalenz gehört, liegt die Zahl der Betroffenen nach Angaben des Robert Koch Instituts bei 400.000 – 500.000. Studien haben gezeigt, dass 27% aller Leberzirrhosen im Endstadium und 25% aller hepatozellulären Karzinome auf Hepatitis C zurückzuführen sind. Zudem werden ca. 30% aller Lebertransplantationen auf eine Hepatitis C Infektion zurückgeführt. Eine ökonomische Relevanz ergibt sich aufgrund der hohen Kosten zur Behandlung der HCV Infektion, HCV-bedingten Folgeerkrankungen sowie Produktivitätsverlusten durch Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit. Eine erfolgreiche Therapie kann helfen die langfristigen Folgen wie die Entwicklung von Leberzirrhosen und Leberzellkarzinomen zu verhindern. Bisher ist die Datenlage zu den Kosten der Versorgung von HCV-Patienten in Deutschland unzureichend. Daher verfolgt die Studie das Ziel, die Kosten für die Versorgung von HCV-Patienten zu ermitteln. Methodik: Im Rahmen eines zweistufigen Projektes wurden zu Beginn die Kosten einer leitliniengerechten Versorgung von HCV-Patienten auf Basis der aktuellen Leitlinie dargestellt. In einem zweiten Schritt wurden das Ziel verfolgt, die Kosten in der alltäglichen Versorgung zu ermitteln. Dazu wurden Patientencharakteristika und Leistungsinanspruchnahmen von HCV-Patienten aus Patientenakten extrahiert. An der Datengewinnung waren sechs Zentren, die schwerpunktmäßig Patienten mit HCV-Infektionen betreuen, beteiligt (drei niedergelassene gastroenterologische Praxen und drei Universitätsklinika mit Hepatitis-Ambulanz). Die Bewertung der Leistungsinanspruchnahme erfolgte gemäß den Empfehlungen zur Durchführung von gesundheitsökonomischen Evaluationsstudien. Ergebnisse: Die Kosten einer leitliniengerechten Versorgung von HCV-Patienten betragen je nach Dauer der antiviralen Therapie zwischen 8.706€ und 36.266€. Den größten Anteil an den Gesamtkosten machen Medikamente aus (89%-96%). Im Rahmen der Ermittlung der realen Versorgungskosten wurden Daten von 315 Patienten ausgewertet. Mehr als die Hälfte der Patienten waren männlich (57,5%), das durchschnittliche Alter lag bei 49,4 Jahre. Am häufigsten wurden Infektionen durch i.v. Drogenmissbrauch (39,0%) und kontaminierte Blutprodukte (15,9%) hervorgerufen. Bei einer Vielzahl der Patienten war der Infektionsweg unbekannt (41,3%). Der größte Teil der Patienten hatte eine Infektion vom Genotyp-1 (67,9%). Bei Patienten mit milder bzw. moderater HCV-Infektion sowie Patienten mit einer kompensierten Zirrhose unterscheiden sich die Versorgungskosten nicht (17.816€ – 18.715€). Dominierender Kostenfaktor waren die Kosten für Medikamente, insbesondere der antiviralen Therapie mit Peginterferon und Ribavirin (89,0%), Kosten für die ambulante und stationäre Versorgung spielen eine eher untergeordnete Rolle. Bei Patienten mit einer dekompensierten Zirrhose, die generell eine Kontraindikation für eine antivirale Therapie darstellt, betrugen die jährlichen Kosten 15.748€, mehr als 70% waren durch Krankenhausaufenthalte bedingt. Bei Patienten die eine antivirale Therapie erhalten haben, war die Dauer der wichtigste Faktor für die Kosten. Diskussion: Im Rahmen der Versorgung von HCV-Patienten fallen hohe Kosten an, die überwiegend auf die antivirale Therapie zurückzuführen sind. Angesichts der hohen Kosten erscheint es wichtig, sich an den in den Leitlinien vorgegeben Therapiedauern zu orientieren und die Patienten engmaschig zu betreuen. Im Rahmen der Studie hat sich gezeigt, dass ein Großteil der betrachteten Patienten entsprechend der gültigen Leitlinie behandelt wurde (Monitoring, Diagnostik, Therapiedauer). Durch eine frühzeitige Therapie und Eradikation des Virus ist es möglich, kankheitsbedingte Folgekosten durch die Dekompensation von Leberzirrhosen oder die Entwicklung von hepatozellulären Karzinomen zu vermieden.