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DOI: 10.1055/s-0033-1354234
Methodischer Ansatz zur Identifikation, Vergleichsgruppenbildung und Effektmessung eines Entwöhnungsprogramms bei Nikotin-Abusus
Hintergrund: Die direkten medizinischen Leistungsausgaben der Folgeschäden durch das Rauchen werden in Deutschland mit jährlich etwa 8,7 Mrd. Euro beziffert die indirekten Kosten betragen weitere 24,9 Mrd. Euro (Produktivitätsausfälle, frühzeitige Verrentung, Krankentagegeld). Durch den Einsatz von Rauchentwöhnungsprogrammen sollen die Folgekosten durch das Rauchen verhindert oder minimiert werden. Ziel: Ziel dieses Projektes ist die Erarbeitung eines methodischen Konzeptes zur Ermittlung der Krankheitskosten von Rauchern mit Entwöhnungsprogramm und Rauchern ohne Entwöhnungsprogramm im Rahmen einer gesundheitsökonomischen Evaluation. Methoden: Als Modelldatensatz für die Überprüfung von Hypothesen wird ein Datensatz einer überregional tätigen Krankenkasse mit etwa 3,2 Mio. Versicherten der GKV verwendet. Ergebnisse: Als denkbare Ansätze zur Identifizierung von Rauchern können die kodierten Diagnosen eines Nikotinabusus gemäß ICD-Klassifikation, die verordneten Arzneimittel und die Komorbiditäten der Versicherten verwendet werden. Anhand einer systematischen Literaturrecherche können potenzielle Komorbiditäten (bspw. Hypertonie, COPD, Asthma, Ulcus, Gastritis und Osteoporose) mit starker Korrelation zu bestehendem Nikotinabusus identifiziert werden. Diese werden mithilfe eines Groupers analog des Verfahrens im Zuge des Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleiches (Morbi-RSA) validiert. Alternativ können Indizes zur Abbildung von Morbiditätslasten bzw. Mortalitätsrisiken (z.B. Elixhauser- oder Carlson-Comorbidity-Index) verwendet werden. Für die Vergleichsgruppenbildung wird entweder das Matched-Pairs-Verfahren oder der Propensity-Score-Ansatz genutzt. Mögliche krankheitsspezifische Effektparameter werden als Outcomeparameter (bspw. Gesamtkosten, Krankengeld, krankheitsbedingte Kosten oder medizinische Ereignisse) vorgestellt. Diskussion: Die Identifizierung eines Nikotinabusus über die ICDs hängt maßgeblich von der Kodierqualität der niedergelassenen Ärzte ab. Der Arzt erfasst lediglich abrechnungsrelevante Diagnosen, so dass der Nikotinabusus der Versicherten im Normalfall nicht routinemäßig erfasst wird. Die Nutzung von Arzneimittelverordnungen ist aufgrund der für die Identifikation von Rauchern notwendigen, aber nicht-erstattungsfähigen Arzneimittel (Nikotinpflaster usw.) nicht möglich, da diese nicht in den Routinedaten der Krankenkassen enthalten sind. Eine Identifizierung anhand von Trägermorbiditäten erscheint als die sinnvollste Variante zur Identifikation von Rauchern falls keine direkte Information über den Raucherstatus vorliegt. Als Matching-Methode wird der Propensity-Score-Ansatz empfohlen. Schlussfolgerungen: Das bisherige Verfahren weist trotz unterschiedlicher Ansätze diverse Limitationen auf, die zu berücksichtigen sind und kann daher als „erster Schritt“ für die Umsetzung einer solchen Studie gesehen werden.