Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2014; 19(1): 22-25
DOI: 10.1055/s-0033-1356445
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine neue Qualitätssicherung braucht das Land

Germany Needs a New Quality Assurance System
A. Tecklenburg
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Publication Date:
31 January 2014 (online)

Zusammenfassung

Im deutschen Gesundheitssystem existiert seit Jahren insbesondere im stationären Bereich eine Vielzahl unterschiedlicher Qualitätssicherungssysteme. Leider hat sich keines davon als wirklich wirksam in Bezug auf Veränderung zum Positiven erwiesen. Die Gründe sind im Wesentlichen folgende: Die unterschiedlichen Akteure haben jeweils differente Zielsysteme, die oft nicht kongruent sind oder sogar konträr. Die Gesellschaft möchte ein barrierefreies Gesundheitssystem für alle Bürger, die Krankenkassen wollen die Kosten senken oder zumindest nicht steigen lassen, die Leistungserbringer verdienen ihr Geld in diesem System und haben entsprechend Anreize, für sich wirtschaftlich zu arbeiten, und der Patient möchte einfach gesund bleiben oder wieder werden. Die Politik versucht zwischen allen Akteuren einen Ausgleich zu finden, was aber nicht gelingen kann. Der zweite wichtige Punkt ist die mangelnde Konsequenz schlechter oder guter Qualität. Qualität ist kein Anreiz, denn der erfolgreiche Leistungserbringer wird eher bestraft statt belohnt, und um negative Konsequenzen zu erleben, muss schon ein ausgeprägter Schaden verursacht werden. Nur Unterdurchschnittlich-Sein führt zwar zu einem strukturierten Dialog, mehr aber auch nicht. Der dritte Punkt ist die mangelnde Compliance der Akteure. Die Qualitätssicherungssysteme sind zu kompliziert, zeitaufwendig und bürokratisch. Da es keine Anreize und Konsequenzen gibt, ist ihre Relevanz weder Ärzten noch Pflegenden zu vermitteln. Am Ende des Papiers werden Vorschläge gemacht, wie eine sinnvolle Weiterentwicklung der Systeme aussehen könnte.

Abstract

Over the last years various types of quality assurance programs have been implemented in the German health care system, especially in the in-patient sector. However it seems that none of these programs led to significant improvements of the system. The reasons are the following: The different actors have diverging or even contrary target systems. The public wishes for easy accessibility to the health care system, the health care insurance companies want to reduce costs or at least avoid a rise, the healthcare providers try to work in a cost efficient and profitable way and the patient simply wants to remain or become healthy. Politics can hardly ensure a balance between these groups. Another reason is the lack of consequences resulting from good or bad quality. There is no incentive to supply high quality because good quality can be paradoxically detrimental for the provider whereas serious harm has to be done to face significant negative consequences. Below-average results lead to a structured dialogue but nothing else. The third reason is a lack of compliance of the actors. The existing quality assurance programs are too complicated, time consuming and bureaucratic. Due to the lack of consequences and incentives motivation of doctors and nurses to actively participate in the programs is hard to raise. A proposal for further development of quality assurance programs in health care is made at the end of this paper.