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DOI: 10.1055/s-0033-1358111
Ist die herausnehmbare Teilprothese noch up to date?
Publication History
Publication Date:
26 March 2015 (online)


Einleitung
Ist herausnehmbarer Zahnersatz noch zeitgemäß? Dieser Frage kann man sich aus verschiedenen Blickwinkeln nähern und wird doch immer wieder zu demselben Ergebnis kommen: Ja, auch in Zukunft wird man auf herausnehmbaren Zahnersatz nicht verzichten können, selbst wenn man sich idealerweise einen festsitzenden Eins-zu-eins-Ersatz verloren gegangener Zähne wünscht [1]. So lassen anatomische Defizite und daraus resultierende ästhetische Probleme, ein großer Aufwand bei der Umsetzung sowie ein hohes Lebensalter mit begleitenden Beeinträchtigungen in Visus und manueller Geschicklichkeit und mit den daraus resultierenden Problemen bei den Mundhygienemaßnahmen festsitzenden Zahnersatz als nicht immer indiziert erscheinen. Zudem ist herausnehmbarer Zahnersatz in vielen Fällen durchaus in ästhetischer und funktioneller Hinsicht einer festsitzenden Lösung sogar überlegen und kann trotzdem fest sitzen (Abb. [1]).



Die Möglichkeiten der teilprothetischen Versorgung sind genauso wie die Erscheinungsformen des Lückengebisses vielfältig. Durch den Boom in der Implantologie sowie bei anderen „moderneren“ Themen und Forschungsschwerpunkten war die herausnehmbare Prothese zeitweise dem wissenschaftlichen Fokus entrückt. Seit wenigen Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft in zunehmendem Maße wieder mit der Teilprothese, weil sie ein notwendiges Therapiemittel in der Implantatprothetik ist, und die jährliche Zahl der Publikationen zu diesem Thema hat sich von der Jahrtausendwende bis heute nahezu verdoppelt.
Es liegen mittlerweile zu doppelkronenverankerten Prothesen eine Reihe von hochwertigen Studienergebnissen vor, sodass Therapieentscheidungen auch auf der Basis einer wissenschaftlichen Evidenz gefällt werden können. Es zeigt sich jedoch tagtäglich, dass die Versorgung des Lückengebisses so komplex und multifaktoriell ist, dass neben den Entscheidungsbausteinen der wissenschaftlichen Studien die individuelle zahnärztliche Kunst und eine handwerklich solide dentale Technologie unabdingbar für den Erfolg sind (Abb. [2]). Die praktische (Zahn-)Medizin bleibt zu einem großen Teil eine Erfahrungswissenschaft bzw. eine ärztliche Kunst, bei der es auch auf die Schaffung einer harmonischen Arzt-Patient-Beziehung ankommt [2]. Denn auch die in zahlreichen Mundgesundheitsstudien [3]–[6] nachgewiesenen sog. weichen Faktoren der allgemeinen Lebensbedingungen und die psychische Verfassung des Patienten, die wesentlich zum Erfolg oder Misserfolg der prothetischen Versorgung beitragen, müssen stets höchst individuell berücksichtigt werden.



Das Angebot neuer Werkstoffe, die in der Regel auf die Vermeidung von metallischen Legierungen abzielen, weil man sich dadurch ästhetische Verbesserungen und „Allergiefreiheit“ erhofft, nimmt durch die Möglichkeiten der CAD/CAM-Verarbeitung (Verarbeitung mit Computer-Aided Design bzw. Manufacturing) zu; zu dieser Thematik gibt es jedoch weniger wissenschaftliche Studien als vielmehr vornehmlich Fallstudien (und Werbung).
Nicht zuletzt hängt der Erfolg bei der Teilprothetik aber auch mit der Verfahrenstechnik zusammen. So können einfache Konstruktionen durchaus sehr gut funktionieren, während aufwändige Arbeiten Schiffbruch erleiden, weil die Arbeitsunterlagen nicht stimmen und das Team aus Zahnarzt und Zahntechniker nicht harmoniert. Das Ziel des vorliegenden Beitrags soll sein, die augenblickliche Lage der Versorgungsmöglichkeiten des Lückengebisses mit herausnehmbarem Zahnersatz darzustellen und perspektivische Entwicklungen aufzuzeigen.