ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2015; 9(3): 231-248
DOI: 10.1055/s-0033-1358132
Kieferorthopädie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Methoden der kieferorthopädischen Frühbehandlung[*]

Prävention im Milch- und frühen Wechselgebiss
Ute Botzenhart
,
Julia Seeliger
,
Tomasz Gedrange
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Juni 2015 (online)

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Einleitung

Unter kieferorthopädischer Prävention versteht man einfache apparative und nichtapparative Maßnahmen, die der Vorbeugung von Zahn- und Kieferlageabweichungen im engeren Sinne dienen. Da die Anzahl, Morphologie und Lage der Zahnkeime sowie die Gestalt und Lage der Kiefer, insbesondere aber auch Wachstumsprozesse und -richtungen einer starken genetischen Prädisposition unterliegen, sind skelettale Veränderungen durch konventionelle Behandlungsmaßnahmen nur bedingt beeinflussbar. Auf die Zahnstellung und den Zahndurchbruch kann demgegenüber sehr viel umfangreicher Einfluss genommen werden.

Ziel der kieferorthopädischen Prävention ist es daher, äußere Faktoren, die die Gebissentwicklung negativ beeinflussen, d. h. Umweltfaktoren, auszuschalten und die Entstehung, das Fortschreiten und den Ausprägungsgrad von Dysgnathien durch geeignete Maßnahmen abzuschwächen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang daher zwischen Entwicklungsprozessen innerhalb der fließenden Norm und Abweichungen von derselben, die ein therapeutisches, insbesondere apparatives Eingreifen sinnvoll erscheinen lassen, zu unterscheiden.

Zu den kieferorthopädischen Präventionsmaßnahmen zählen in erster Linie die Aufklärung des Patienten und dessen Eltern nach Erhebung einer vollständigen Anamnese sowie extra- und intraoraler Befundung des Patienten.

Die Behandlungsmotivation und der Behandlungswille des Patienten und der Eltern sind wichtige unterstützende Elemente für den Erfolg präventiver Maßnahmen und nehmen entscheidend Einfluss auf den zu erwartenden Behandlungserfolg.

Unter präventiven Maßnahmen versteht man unter anderem das Abstellen von Habits, myofunktionelles und logopädisches Training, ggf. mit apparativer Unterstützung, z. B. einer Mundvorhofplatte, die Steuerung des Zahnwechsels und der Gebissentwicklung durch Einschleifmaßnahmen an Milchzähnen, Durchbruchförderung mittels Drahtschlaufen oder Separiergummis oder der Entfernung von Milchzähnen zur Beseitigung von Durchbruchbehinderungen sowie die Eingliederung eines festsitzenden oder herausnehmbaren Lückenhalters bei frühzeitigem Milchzahnverlust, wenn der Durchbruch des bleibenden Nachfolgers nicht zeitnah, das heißt, in der Regel nicht innerhalb eines Jahres [2] zu erwarten ist.

Präventive kieferorthopädische Maßnahmen
  • Abstellen von Habits

  • myofunktionelles bzw. logopädisches Training, ggf. unterstützt mit z. B. einer Mundvorhofplatte

  • Einschleifmaßnahmen an Milchzähnen

  • Entfernung von Milchzähnen zur Beseitigung von Durchbruchbehinderungen

  • Durchbruchförderung mittels Drahtschlaufen oder Separiergummis

  • Eingliederung eines festsitzenden oder herausnehmbaren Lückenhalters

* Dieser Beitrag erschien in Teilen in ZWR – Das Deutsche Zahnärzteblatt 2014; 9.