Endo-Praxis 2013; 29(4): 145
DOI: 10.1055/s-0033-1358774
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Interdisziplinarität in der Endoskopie – organisierte Zusammenarbeit und Komplikationsmanagement

S Rossol
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Dezember 2013 (online)

Die Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologen und Viszeralchirurgen wird jährlich im Herbst auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit der Sektion gastroenterologische Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) diskutiert und präsentiert. Dieses Zusammentreffen dokumentiert und formalisiert die auf vielen Ebenen stattfindenden Kooperationen zwischen beiden Bereichen.

Die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit wird nicht zuletzt durch den zunehmenden ökonomischen Druck auf die Gastroenterologie und Abdominalchirurgie sichtbar. Beide Bereiche müssen v.a. aber inhaltlich das Gebiet der Viszeralmedizin definieren und mit Leben füllen. Das ist in Zeiten der Verschiebung in vielen Bereichen der Gastroenterologie und Chirurgie nicht leicht und bedarf einer vorurteilsfreien und an der Versorgungsqualität der Patienten orientierten Vorgehensweise. Gegenseitiges Misstrauen ist fehl am Platz, vielmehr müssen Grundlagen und moderne Strukturen der Zusammenarbeit etabliert werden. Dies beginnt bei der Organisation der Fachgesellschaft, geht weiter über gemeinsame Strukturen in den Portalfunktionen der Krankenhäuser mit kooperativer Abstimmung in der Notaufnahme und führt hin zu gemeinschaftlichen viszeralmedizinischen Stationen und Zentren.

In diesen Schnittstellen bietet die Endoskopie –bzw. eine Endoskopieabteilung – ideale Voraussetzungen, eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit zu organisieren. Sie erlaubt einen hervorragenden Überblick über die gegenseitigen Hilfestellungen zwischen Gastroenterologie und Abdominalchirurgie.

Professionell organisiert, kann diese Interdisziplinarität Morbidität und Mortalität positiv beeinflussen. Aus einer offensiven Betrachtungsweise heraus ist somit die verbesserte Versorgungsqualität messbar. Sie kommt direkt den Patienten zugute, kann aber auch in der Innen- und Außendarstellung positiv genutzt werden. Private Krankenhauskonzerne erwähnen dies bereits häufig in ihren jährlichen Behandlungsstatistiken.

Welche Charakteristika zeichnen eine solche produktive und formalisierte Zusammenarbeit zwischen gastrointestinaler Endoskopie und Chirurgie aus?

Beispielsweise erlaubt die initiale Endoskopie bei Risikopatienten eine leitliniengerechte Operationsvorbereitung durch endoskopische Therapiemöglichkeiten wie das therapeutische Splitting bei Steinen im hepatobiliären System. Gerade dieses Verfahren senkt nachweisbar die Konversionsrate von der laparoskopischen zur konventionell durchgeführten Cholezystektomie.

Einen besonderen Stellenwert haben der endoskopische Nachweis und die Behandlung chirurgischer Komplikationen, die ein breites Spektrum an technischen Verfahren und deren Beherrschung durch den Endoskopiker voraussetzen. Intraluminale, postoperative Blutungen sind endoskopisch gut mit Argonbeamer, Clips oder Unterspritzungstechniken zu beherrschen. Die postoperative Anastomoseninsuffizienz im Gastrointestinaltrakt kann endoskopisch schnell und sicher nachgewiesen werden. Dies ist anderen Verfahren bei entsprechender Expertise des Endoskopikers überlegen. Therapeutisch sind endoskopische Spülungen, Stents oder Gewebeverklebungen effektiv. Auch bei den postoperativen Stenosen sind endoskopische Bougierung, Dilatation oder Stenting Verfahren der Wahl.

Auf der anderen Seite ist die Partnerdisziplin Chirurgie bei Komplikationen der immer interventionelleren Endoskopie hilfreich und verhindert das Risiko progressiver Erkrankungsverläufe. Unterstützung bei der Ektomie großer Polypen im Kolon, die schnelle Versorgung bei Perforationen im Gastrointestinaltrakt oder die endoskopisch nicht beherrschbare Blutung sind nur einige Beispiele dafür.

Die professionelle Zusammenarbeit der Viszeralmedizin in der Endoskopie ist für die Zukunft ein relevantes Qualitätskriterium der optimierten Patientenversorgung und bildet eine darüber hinausgehende Basis für die unvoreingenommene und grundsätzliche Kooperation beider Disziplinen.

Bibliografie

DOI http://www.dx.doi.org/10.1055/s-0033-1358774

Endo-Praxis 2013; 29: 154

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ISSN 0177–4077