Exp Clin Endocrinol Diabetes 2013; 121 - T13
DOI: 10.1055/s-0033-1359434

Schlaf konsolidiert Gedächtnis

M Hallschmid 1
  • 1Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen, Germany

Der Nachtschlaf geht mit charakteristischen Verläufen der Hormonausschüttung einher, die zum Teil schlafabhängig reguliert, zum Teil primär von zirkadianen Faktoren abhängig sind. So wird der Schlafbeginn von einer starken Ausschüttung von Prolaktin und dem Sekretionsmaximum von Wachstumshormon begleitet. Prolaktin hat zugleich eine schlafstimulatorische Wirkung, und die Ausschüttung von Wachstumshormon ist mit dem Tiefschlaf bidirektional verknüpft. Die primär zirkadian gesteuerte Aktivität der hypothalamo-hypophysär-adrenokortikalen Achse zeigt ein Minimum in der ersten Nachthälfte und ihr Maximum in den frühen Morgenstunden. Einige dieser Veränderungen des hormonellen Milieus während des Schlafs haben starken Einfluss auf die Bildung psychologischer Gedächtnisinhalte, wie sich in einer Vielzahl von Studien gezeigt hat, in denen polysomnographische Maße (EEG, EOG, EMG) erhoben und mithilfe wiederholter Blutabnahmen hormonelle Parameter bestimmt wurden. Mit Gedächtnistests, deren Lernphase vor und deren Abrufphase nach dem Schlaf stattfand, wurde dabei die schlafabhängige Gedächtniskonsolidierung getestet. Mithilfe dieser Methodik konnte demonstriert werden, dass die Supprimierung der Cortisolkonzentration in der ersten Nachthälfte eine Voraussetzung für die Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte darstellt, die darüber hinaus vermutlich vom somatotropen Sekretionsmaximum zu dieser Zeit gefördert wird. Aus diesen Befunden, die primär an jungen, gesunden Probanden erhoben wurden, ergeben sich relevante klinische Implikationen. So könnte beispielsweise die Veränderung des hormonellen Schlafprofils im Alter eine Rolle in der alternsassoziierten Verschlechterung kognitiver Funktionen spielen.