Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(01/02): 28
DOI: 10.1055/s-0033-1359894
DMW Falldatenbank | Case report
Gastroenterologie, Mikrobiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stocherkahnfahrer mit Ikterus – Fall 1/2014

Punt-driver with jaundice – case 1/2014
J. Leibold
1   Medizinische Klinik, Innere Medizin I, Universitätsklinikum Tübingen
,
S. Fusco
1   Medizinische Klinik, Innere Medizin I, Universitätsklinikum Tübingen
,
J. Feucht
3   Universitäts-Kinderklinik, Universitätsklinikum Tübingen
,
F. Artunc
2   Medizinische Klinik, Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Tübingen
,
N. Malek
1   Medizinische Klinik, Innere Medizin I, Universitätsklinikum Tübingen
,
M. Bitzer
1   Medizinische Klinik, Innere Medizin I, Universitätsklinikum Tübingen
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 January 2014 (online)

Zusammenfassung

Anamnese: Ein 30-jähriger Student, der eine Nebentätigkeit als Stocherkahnfahrer ausübte, stellte sich mit plötzlich aufgetretenem hohen Fieber bis 39,5 °C, starken Muskelschmerzen in den unteren Extremitäten und im Bereich des unteren Rückens sowie Übelkeit, Erbrechen und einer Gelbfärbung der Haut und der Skleren bei uns vor.

Untersuchung: Es fielen zunächst ein deutlicher Skleren- und Hautikterus und eine beidseitige Konjunktivitis auf. Laborchemisch zeigten sich deutlich erhöhte Werte für Bilirubin (hauptsächlich direktes), C-reaktives Protein und Kreatinin. Sonografisch zeigten sich sowohl die Leber als auch die Nieren unauffällig. Serologisch konnten IgM-Antikörper gegen Leptospiren nachgewiesen werden.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Klinisch und laborchemisch konnte bei dem Patienten eine Leptospirose diagnostiziert werden. Unter intravenöser Therapie mit Ceftriaxon und Volumengabe sowie einer zusätzlichen symptomatischen Analgesie besserte sich der Zustand des Patienten und die Nieren- und Leberfunktion normalisierte sich, so dass er nach Hause entlassen werden konnte.

Zusammenfassung: Bei der Leptospirose handelt es sich um eine Zoonose, die hauptsächlich über Kontakt mit kontaminiertem Urin infizierter Tiere (hauptsächlich Nager) übertragen wird. Bei dem hier vorliegenden Fall erfolgte die Übertragung und Infektion mutmaßlich während der regelmäßigen Tätigkeit des Patienten als Stocherkahnfahrer auf dem Neckar. Die Krankheitsverläufe sind meist mild mit grippeähnlichen Symptomen. Allerdings können auch schwere Verläufe mit Multiorganversagen und hoher Letalität auftreten.

Abstract

History and admission findings: A 30-year-old student, who worked part-time as a punt-driver, was admitted to the hospital with fever up to 39.5 °C, severe pain in in his lower extremity and the lower back, nausea and jaundice.

Investigations: Physical examination showed jaundice of skin and sclera as well as conjunctivitis of both eyes. Blood examination results indicated high levels of bilirubin (mostly conjugated), C-reactive protein and creatinine. There were no pathological findings in the ultrasound examination except of discrete splenomegaly. Serology revealed Leptospira IgM antibodies.

Diagnosis, treatment and course: The patient was diagnosed with leptospirosis and was treated with intravenous ceftriaxon, intravenous rehydration and symptomatic analgesia. Upon this treatment, the liver and kidney function recovered and the patient could be discharged from the hospital in a good general condition.

Conclusions: Leptospirosis is a zoonosis which is mainly transmitted by urine of infected animals (predominantly rodents). In this case, the disease was presumably transmitted during the patients work as a professional punt-driver on the Neckar River. The course of the disease is mostly mild with flu-like symptoms, but there are also serious courses with live-threatening complications such as liver or kidney failure and an associated high mortality rate.