physiopraxis 2013; 11(10): 56
DOI: 10.1055/s-0033-1360500
physiospektrum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Patientenhandys abschalten - ja oder nein?

Cathérine Simon
,
Natascha von Malotki

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Publikationsdatum:
24. Oktober 2013 (online)

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„ Der Fluss der Therapie ist schlagartig zerstört.“

PRO Wir kennen ihn alle: Den Moment, in dem mitten in der Behandlung plötzlich das Handy klingelt. Oft weiß ich gar nicht, wer mehr aufschreckt - der Patient oder ich. Meist ist der Fluss der Therapie schlagartig zerstört. Manchen Patienten ist es schrecklich unangenehm, andere wiederum werden unruhig, weil sie am liebsten rangehen würden. Besonders lästig ist es, wenn die Mailbox nicht aktiviert ist und das Handy einfach nicht aufhören will zu klingeln.

Hinzu kommt natürlich noch die Ausgefallenheit der Klingeltöne - von „Cotton Eye Joe“ bis zu fernöstlichen Gesängen war schon alles dabei. Mit einigen Patienten kann ich darüber lachen und die Therapie danach einfach fortsetzen. Andere informieren mich vorher, dass sie einen dringenden Anruf erwarten. In diesem Fall habe ich ja auch vollstes Verständnis, die Situation ist absolut entspannt, da die Schrecksekunde entfällt. Springt jedoch der Patient plötzlich auf und rennt ans Telefon, nur um zu sagen: „Du, ich kann jetzt nicht, ich bin bei der Physiotherapie! Nein, ich ruf dich gleich zurück!“, frage ich mich schon, ob das nun wirklich nötig war. So ein Verhalten verärgert mich dann auch ein wenig, da ich es respektlos mir gegenüber empfinde. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich bei einem Termin - egal ob beim Arzt oder Steuerberater - das Handy ausschalte oder zumindest auf lautlos stelle. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Handys immer ausgerechnet bei den Patienten losklingeln, die dringend lockerlassen müssten.

So nervig ein klingelndes Handy sein kann, insgeheim freut es mich auch ein bisschen. Denn ich habe meine Patienten mittler-weile trainiert: Wessen Handy in der Therapie klingelt, muss der Praxis einen Kuchen backen. Es funktioniert!