PPH 2013; 19(06): 285
DOI: 10.1055/s-0033-1360792
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Michael Schulz
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Publication Date:
19 November 2013 (online)

Die vergessenen Kinder

Kinder psychisch kranker Eltern waren lange nicht im Blickfeld psychiatrischer Dienstleistungen. Diese „kleinen Angehörigen“ haben aufgrund der Umstände häufig einen schwierigen Start ins Leben und lehren uns durch ihr Erleben, dass das Hilfesystem häufig nicht in der Lage ist, umfassende Hilfe zu leisten. Dabei wäre hier, abgesehen von dem erfahrenen Leid und der Überforderung, einhergehend mit Stigmatisierungserlebnissen, Prävention unbedingt angezeigt.

Die wissenschaftliche Datenlage verweist auf ein erhöhtes Risiko von Kindern psychisch kranker Eltern, im weiteren Lebensverlauf ebenfalls psychisch zu erkranken. Um die Versorgung von Kindern psychisch kranker Eltern zu verbessern, ist ein berufsgruppen- und institutionsübergreifender Ansatz unabdingbar und schließt das Feld der Psychiatrischen Pflege unbedingt mit ein. Pflegende haben über den engen Kontakt häufig am ehesten Kenntnis von schwierigen Familiensituationen und könnten mit Kenntnis der regionalen Versorgungssituation zum Beispiel auf weitere Hilfsangebote hinweisen. Ein wirksames Mittel, um Kindern das Verständnis für das schwer verstehbare Verhalten eines geliebten Elternteils zu ermöglichen, sind auch gute Kinderbücher zum Thema. Diese sollten Pflegende ebenso kennen und empfehlen wie Internetangebote, zum Beispiel die Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder psychisch erkrankter Eltern (www.bag-kipe.de).

Da Kinder im Rahmen der Angehörigenarbeit explizit in das Aufgabenfeld Psychiatrischer Pflege fallen, widmet sich die PPH in der letzten Ausgabe in diesem Jahr im Schwerpunkt diesem Thema.

Für die Psychiatrische Pflege geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Die Deutsche Fachgesellschaft für Psychiatrische Pflege konnte in diesem Jahr ihre Mitgliederzahl verdoppeln (Stand Oktober) und mit der PPH als offiziellem Organ haben wir neue tragfähige Strukturen geschaffen. Diese gilt es, im kommenden Jahr zu stabilisieren und weiter auszubauen und diesen wichtigen und schönen Beruf weiterzuentwickeln und ihm eine Stimme zu geben.

Im Namen des Beirats und der Redaktion wünsche ich Ihnen ein ereignisreiches und gutes Jahr 2014 und würde mich freuen, wenn Sie uns auch weiterhin treu bleiben.

Michael Schulz