PPH 2013; 19(06): 335
DOI: 10.1055/s-0033-1360807
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Publication Date:
19 November 2013 (online)

Lehre und Forschung zur Pflege in der Psychiatrie

Stiftungsprofessur für Brigitte Anderl-Doliwa

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(Foto: Katholische Hochschule Mainz/Landeskrankenhaus (AöR)/Pfalzklinikum (AdöR))

An der Katholischen Hochschule Mainz wurde zum Wintersemester 2013/2014 eine Stiftungsprofessur eingerichtet, die sich dem Themenfeld der erweiterten Pflegekompetenzen bei langfristigem psychiatrisch-pflegerischem Unterstützungsbedarf in Forschung und Lehre widmet.

Aktuell ist die pflegerische Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Teilen unbefriedigend. Betroffene und viele Experten fordern daher einen Ausbau der ambulanten gemeindepsychiatrischen Angebote. Der verstärkte Einsatz akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen bietet hier ein innovatives Potential.

In dieser Situation haben die beiden größten Anbieter psychiatrischer Leistungen in Rheinland-Pfalz, das Landeskrankenhaus (AöR) und das Pfalzklinikum (AdöR), sich zusammengeschlossen und eine Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. Die Umsetzung des Verfahrens erfolgte über den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., der mit seinen Standards die Qualität und Neutralität des Verfahrens sichert.

Die Katholische Hochschule Mainz bietet bereits seit 2008 einen ausbildungsintegrierten Bachelorstudiengang mit unterschiedlichen Vertiefungsmöglichkeiten für die Qualifizierung von Pflegefachpersonen sowie zwei pflegebezogene Masterstudiengänge an. Mit der Besetzung der Stiftungsprofessur erweitert sie nun ihr Studienangebot auf der Bachelor- und auf der Masterebene um den Schwerpunkt der pflegerischen Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Die akademische Qualifizierung von Pflegefachpersonen für die unmittelbare pflegerische Versorgung wie die Schulung und Beratung der Betroffenen im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe (Psychoedukation) oder die steuernde Begleitung der Betroffenen durch den Behandlungsprozess ist in vielen europäischen Ländern üblich. Die Erfahrungen zeigen, dass die Übernahme dieser Aufgaben durch qualifizierte Pflegefachpersonen zu einer Verbesserung des Behandlungserfolgs führen. Zukünftige Aufgabenschwerpunkte für die Pflege liegen darüber hinaus in der gezielten Unterstützung der Patientinnen und Patienten bei der Verbesserung des Selbstmanagements, um Selbstständigkeit und Autonomie zu fördern.

Brigitte Anderl-Doliwa ist Expertin für Psychiatrische Pflege und Versorgung. Ihre Schwerpunkte in Wissenschaft und Praxis sind die Arbeit in Netzwerken, Möglichkeiten der ambulanten Krisenintervention rund um die Uhr sowie multiprofessionelle Zuhause-Behandlung und -Betreuung. Neue flexible Kooperationsformen zwischen ambulanten, stationären und teilstationären Angeboten werden in Zukunft eine immer größere Bedeutung gewinnen. Die für diese Modelle und die Gemeindepsychiatrie notwendigen Pflegeexpertisen möchte sie vermitteln.

Ihre akademische Ausbildung hat mit einem Weiterbildungsstudium Psychotherapie begonnen. Die hier erworbenen Kompetenzen zur Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen, zur einzel-, gruppen- und familientherapeutischen Arbeit sowie zur Supervision bieten eine gute Grundlage für die im Studiengang vorgesehene Fallarbeit und Supervision.

Pflegewissenschaftliche Grundlagen hat sie bereits während ihres Studiums der Pflegewissenschaft an der Privaten Universität Witten/Herdecke erworben. Im Rahmen ihres Studiums in Internationalem Management an der Katholischen Hochschule Freiburg hat sie sich wissenschaftlich unter anderem mit dem Personalentwicklungsbedarf einer guten psychiatrischen Pflege befasst.

Der Fokus ihrer wissenschaftlichen Arbeit liegt im Moment auf der Untersuchung der Wirksamkeit von sektorenübergreifenden, multiprofessionellen und aufsuchenden Behandlungs- und Betreuungsangeboten. Derzeit ist Brigitte Anderl-Doliwa im Psychiatrieverbund Nordwestpfalz des Pfalzklinikums als Pflegedienstleiterin tätig. Sie wird diese Stelle auch weiterhin innehaben und sieht gerade in der Kombination von Wissenschaft und Praxis eine besondere Chance zur Vernetzung der beiden Handlungsfelder.

Quelle: Katholische Hochschule Mainz/Landeskrankenhaus (AöR)/Pfalzklinikum (AdöR)