Der Klinikarzt 2013; 42(11): 501
DOI: 10.1055/s-0033-1363596
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Nephrologie: Eine Disziplin für komplexe Zusammenhänge

Rainer Nowack
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Publication Date:
09 December 2013 (online)

Dieses Schwerpunktheft Nephrologie versammelt Beiträge zur nephrologischen Grundversorgung, wie sie flächendeckend an Kliniken geleistet wird – häufig im Verbund mit kooperierenden Praxen.

Nephrologische Konsultationen betreffen mehrheitlich Patienten mit weit vor dem Stadium der Dialysepflichtigkeit liegender Niereninsuffizienz. Wie Strutz ausführt, steht den wenigen Patienten im Stadium 5 der Niereninsuffizienz die 37-fache Anzahl von Patienten im Stadium 3–4 gegenüber. Mit dem Schicksal der Niere entscheidet sich viel mehr als nur die Weichenstellung zur Dialyse. Bereits in frühen Stadien der Niereninsuffizienz steigt die kardiovaskuläre Morbidität an und folgerichtig muss bereits um den Funktionserhalt auf vergleichsweise hohem Niveau gerungen werden.

Dabei ist die Forschung trotz aller Fortschritte für viele Erkrankungen der Niere eine wirksame Behandlung noch schuldig geblieben. Die Vermeidung renaler Noxen und die korrekt dosierte Medikation sind für den Nieren-Funktionserhalt der Patienten umso bedeutsamer. Dosierfehler bei Niereninsuffizienz führen zu 1/3 aller „adverse drug events“, die zur Hälfte wiederum auf fehlerhafter Verordnung beruhen (Bates DW et al. Incidence of adverse drug events. JAMA 1995). van Erp, Czock und Keller stellen in ihrem Beitrag die Grundsätze der Arzneimitteldosierung bei Niereninsuffizienz dar, und sie diskutieren einige Neuentwicklungen des Pharmamarktes mit Problempotenzial.

Die hypertensive hat die diabetische Nephropathie als Ursache der terminalen Niereninsuffizienz überholt. Die hohe Prävalenz der Hypertonie in unserem Land und die zu häufig verfehlten Therapieziele sind hierfür wohl verantwortlich. Verspricht das junge Verfahren der Elektroablation der renalen Nerven bessere Ergebnisse? Birck bewertet die Datenlage und ist weniger in Versuchung, für die Intervention und damit „pro domo“ zu sprechen als Fachkollegen, die dieses Verfahren im Portfolio haben.

Koschnick und Lüers bringen Ordnung in den begrifflichen Wirrwarr um das kardio-renale Syndrom. Mit Zunahme von Herzversagen in einer alternden Bevölkerung gewinnen spezielle pathophysiologisch noch nicht voll verstandene Formen des chronischen Nierenversagens an Bedeutung. Noch fehlen verbindliche Standards für die Therapie der häufig Hochbetagten und den meisten von uns wohl auch die Erfahrung damit.

Nephrologen erfreuen sich vielerorts eines guten Rufs als klinische Universalisten mit Augenmaß und dem Faible für komplexe Zusammenhänge. Ungeachtet dieser kollegialen Wertschätzung ist die Nephrologie in der Bevölkerung noch zu wenig bekannt. Die 1997 gegründete „Deutsche Nierenstiftung“ hat die öffentliche Wahrnehmung der Nephrologie in vorbildlicher Weise verbessert. Gegründet von Fokko van der Woude (1953–2006), der die Idee aus den Niederlanden mitbrachte, wird sie von Prof. Werner Riegel aus Darmstadt weiter geführt. Besuchen Sie die Website der Stiftung (http://www.nierenstiftung.de), um mehr über soziale Hilfen für Patienten, eine beispielhafte Wissenschaftsförderung und andere Projekte der Stiftung zu erfahren – oder werden Sie doch gleich Mitglied. Mit diesem Appell wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre der Beiträge.