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DOI: 10.1055/s-0033-1363678
Was hat es mit der „Symphyse der Mandibula“ wirklich auf sich?
What is Meant by „Symphysis of the Mandible”Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. Januar 2014 (online)
Frage
Was hat es mit der „Symphyse der Mandibula“ wirklich auf sich?
Antwort
In der klinischen Umgangssprache („Slang“) zumeist deutschsprachiger Zahnärztinnen und Zahnärzte hat sich der Begriff der „Symphyse der Mandibula“ eingebürgert, während dieser Begriff in anderen Sprachen wenig verbreitet ist. Tatsächlich handelt es sich bei der Verbindung der beiden Unterkieferhälften beim erwachsenen Menschen nicht um eine Symphyse, sondern um eine Synostose.
Eine Symphyse ist eine kontinuierliche Knochenverbindung, welche im Wesentlichen aus Faserknorpel besteht. Während der Frühentwicklung zeigen alle Säugetiere eine Symphyse zwischen den beiden Mandibula-Hälften, welche vor allem dem lateralen Wachstum dient [3].
Dementsprechend bleibt bei den meisten Tierarten zeitlebens eine Symphyse zwischen den beiden Mandibula-Hälften erhalten [3] ([Abb. 1] [2] [3]). Ein einer Symphyse ähnliches Muster aus Faserknorpel und Bändern kennzeichnet etwa viele Halbaffen. Diese Gewebe sind so angeordnet, dass (a) Bewegungen beim Kauen, d. h. eine antero-posteriore Scherung und Verbreitung der unteren Grenzen der Symphyse und ( b) einer hypothetischen dorso-ventralen Scherung, welche aus der Kraftübertragung von den Muskeln der Balanceseite auf den Biss Punkt, widerstehen können [1]. Verhaltensstudien und experimentelle Untersuchungen der Kräfte während der Arbeits-Phase des Kauzyklus korrespondieren mit der durch diese Kräfte hervorgerufenen Lage und Ausrichtung der Bindegewebe [2].
Beim Menschen ([Abb. 4] [5] [6]) wandelt sich jedoch diese Symphyse sehr früh in der Entwicklung (1.–2. Lebensjahr) in eine Synostose, also eine kontinuierliche Knochenverbindung durch Knochengewebe, um, wobei im Inneren gelegentlich doch ein wenig Faserknorpel-Material übrigbleiben kann ([Abb. 7]).
Folglich handelt es sich bei der „Symphyse der Mandibula“ – zumindest den Menschen betreffend – um einen „Slang“-Ausdruck, der nach Möglichkeit vermieden werden sollte.
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Literatur
- 1 Beecher RM. Function and fusion at the mandibular symphysis. American journal of physical anthropology 1977; 47: 325-335
- 2 Beecher RM. Functional significance of the mandibular symphysis. Journal of Morphology 1979; 159: 117-130
- 3 Lieberman D, Crompton A. Why fuse the mandibular symphysis? A comparative analysis. American journal of physical anthropology 2000; 112: 517-540