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DOI: 10.1055/s-0034-1365873
Prostatabiopsie[*]
Publication History
Publication Date:
28 August 2014 (online)
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Allgemeine Aspekte
Die Prostatabiopsie zur Diagnosesicherung des Prostatakarzinoms stellt eine der am häufigsten durchgeführten Prozeduren in der Urologie dar. In den USA, wo die Prostatakarzinomdiagnostik noch eine breitere Anwendung findet als im deutschsprachigen Raum, werden jährlich bis zu 800.000 Biopsien durchgeführt. Trotz der sehr häufigen Anwendung dieser diagnostischen Intervention gibt es keinen allgemeingültigen Standard. So gibt es im deutschsprachigen Raum, wo im Gegensatz zum Rest der Welt die Prostatabiopsien erfreulicherweise noch von den Urologen durchgeführt werden, keine Einigkeit über den Zugangsweg zur Prostata, die Anzahl der Biopsieproben, die Ultraschallsondengeometrie, die Analgesie und die Begleitmedikation.
Da es heute für medizinische Maßnahmen akzeptierter Standard ist, Schmerzen als Komplikation eines Eingriffs auszuschalten, muss dies natürlich auch für die Prostatabiopsie gelten. Während die Amerikanische (AUA) und die Europäische (EAU) Fachgesellschaft in ihren Leitlinien die sichere Schmerzausschaltung durch z. B. eine Leitungsanästhesie fordern und eine Missachtung als Kunstfehler verurteilen, hat diese Forderung in unserer aktuellen S 3-Leitlinie noch keinen verbindlichen Charakter.
Allgemeine Komplikationen und deren Vermeidung
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Komplikation: Schmerzen.
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Häufigkeit:
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Perinealer Zugang: häufig, trotz erfolgter Lokalanästhesie,
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transrektaler Zugang: selten unter bilateraler Leitungsanästhesie.
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Ursache: Abhängig vom Zugangsweg, insbesondere bei perinealer Prostatastanzbiopsie.
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Vorbeugung: Bilaterale Leitungsanästhesie bei transrektalem Zugang, der perineale Zugangsweg für die Probenentnahme ist obsolet: Die perineale Prostatabiopsie verursacht zum Teil trotz Lokalanästhesie schlimmste Schmerzen und ist wegen der fehlenden Echtzeitkontrolle der Biopsienadel dem durch transrektalen Ultraschall (TRUS) geführten Verfahren in Bezug auf die Karzinomdetektionsrate unterlegen. Der transrektale Zugangsweg unter TRUS-Kontrolle wird daher auch in allen Leitlinien gefordert.
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Behandlung: Analgetikagabe.
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Komplikation: Prostatitis.
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Häufigkeit: Circa 2% der Biopsien mit 10–12 Stanzzylindern.
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Ursache: Transrektaler Zugangsweg bei der Biopsie mit Keimverschleppung.
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Vorbeugung: Antibiotikaprophylaxe, z. B. mit Gyrasehemmern, die aufgrund ihres Wirkspektrums und der guten Gewebegängigkeit in der Prostata als Standard gelten. Die periinterventionelle Antibiotikaprophylaxe ist verpflichtend!
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Behandlung: Hochdosierte intravenöse Antibiotikatherapie, u. U. auch Reserveantibiotika wie Imipenem/Meronem bei beginnender Sepsis.
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Komplikation: Blutung aus Hämorrhoidalvenen.
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Häufigkeit: Unter 1% eine seltene Komplikation, 0,7% eigene Daten.
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Ursache: Verletzung/Einstichkanal durch Hämorrhoidalvenen. Diese Blutung ist gefährlich, weil sie für den Patienten und Urologen zunächst verdeckt in der Ampulla recti abläuft und erst durch Absetzen großer Blutmengen im Stuhl und möglicherweise auch Kreislaufsymptomen auffällig wird.
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Vorbeugung: Unauffälliges Gerinnungslabor, keine
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Thrombozytenaggregationshemmer.
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Behandlung: In den meisten Fällen ist Ruhigstellung des Patienten ohne Bluttransfusion sowie stationäre Überwachung ausreichend. In seltenen Fällen einer persistierenden Blutung kann es notwendig werden, durch Kompression mit einem rektalen Katheterballon eine Blutstillung zu erzielen. Sollte dies nicht helfen, müssten durch einen Koloproktologen blutende Gefäße peranal umstochen werden.
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Komplikation: Vasovagale Synkopen.
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Häufigkeit: Bei ca. 1% der Fälle beobachtet
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Ursache: Rektale Manipulation. Sie sind schnell von schwerwiegenden kardiologischen Ereignissen, durch den langsamen rhythmischen Puls, zu unterscheiden.
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Vorbeugung: Keine.
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Behandlung: Meist nur eine „Autotransfusion“ durch Hochlagern der Beine, Infusion, ggf. Vagolytikum (Atropin i. v.). Venöser Zugang und Volumentransfusion vor Biopsie.
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Komplikation: Kritische Arrhythmien.
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Ursache: Intravasale Injektion bzw. Resorption hoher
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Mengen an Lokalanästhetika.
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Vorbeugung: Durch ständige Aspiration während des Injektionsvorgangs.
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Behandlung: Elektrolytausgleich, Azidoseprophylaxe bzw. -ausgleich, Infusionstherapie; weitere Medikation selten nötig (z. B. Betablocker), diese dann in Abhängigkeit von der Arrhythmie.
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Komplikation: Dauerhafte Erektionsstörung.
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Häufigkeit: Circa 10% aller Biopsiepatienten.
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Ursache: Diese wird in Folge der Biopsie beobachtet, betrifft aber vor allem die Männer, die vor der Biopsie schon über Erektionsstörungen klagten.
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Vorbeugung: Keine.
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Behandlung: Therapie der erektilen Dysfunktion in Abhängigkeit von ihrer Ursache.
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Technik der Prostatabiopsie zur Vermeidung von Komplikationen und Erhalt einer suffizienten Gewebeprobe für histologische Diagnostik:
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Durchführung der Biopsie transrektal unter Ultraschallkontrolle,
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Entnahme von 10–12 Stanzzylindern bei der Erstbiopsie aus der peripheren Zone der Prostata,
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periinterventionelle Antibiotikaprophylaxe mit Gyrasehemmern (Chinolonantibiotika) hochdosiert über 5 Tage,
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bilaterale lokale Leitungsanästhesie der Prostata zur wirksamen Vermeidung von Schmerzen.
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* Der Beitrag wurde entnommen aus: Risiken und Komplikationen in der Urologie. Hrsg. P. Anheuser, J. Steffens. 2012
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Literatur
- Hinweise unter www.thieme.de/komplikationenurologie.de