Gesundheitswesen 2014; 76(07): 428-433
DOI: 10.1055/s-0034-1367020
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ärztlicher Bereitschaftsdienst in Deutschland: Befragung von Bereitschaftsdienstärzten zur gegenwärtigen Situation (Kritische Aussagen)

Out-of-Hours Primary Care in Germany: General Practitioners’ Views on the Current Situation
J. Frankenhauser-Mannuß
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
K. Goetz
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
M. Scheuer
2   Zentrale Leitstelle, Heppenheim
,
J. Szescenyi
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
R. Leutgeb
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
17 March 2014 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund:

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Erfahrungen mit und die Einstellungen zur gegenwärtigen Bereitschaftsdienstsituation in Deutschland aus der Perspektive von Bereitschaftsdienstärzten zu erfassen.

Methoden:

Im Rahmen des internationalen Forschungsprojektes „EurOOHnet“ (European Research for Out-of-Hours Primary Health Care) entwickelten die Mitglieder aus Deutschland im Jahr 2011 einen Fragebogen zur Organisation und Infrastruktur von Bereitschaftsdienstzentralen, sowie zum Informationsaustausch zwischen Bereitschaftsdienstzentralen und Hausärzten. Somit konnten erstmals 410 Fragebögen an Bereitschaftsdienstzentralen in Deutschland verschickt werden. Die Datenauswertung erfolgte mittels der qualitativen Inhaltsanalyse und induktiven Kategorienbildung mit dem Statistikprogramm Atlas.ti, Version 7.0. Dabei wurden ausschließlich die Antworten aus den offenen Fragen des Fragebogens berücksichtigt um Schwerpunktthemen zu identifizieren. Die Ergebnisse wurden in 3 Hauptkategorien bestehend aus jeweils 3 weiteren Unterkategorien zusammengefasst.

Ergebnisse:

181 ausgefüllte Fragebögen wurden an die Studienzentrale zurückgesendet (Rücklauf 44%). Am häufigsten wurde dabei die mangelhafte Honorierung, aber auch die fehlende Bereitschaft der Ärzte, Dienste zu übernehmen, thematisiert. Unterschiedliche Schwerpunkte in den Kommentaren konnten auch zwischen Ärzten aus ländlichen bzw. städtischen Regionen festgestellt werden. Vor allem im ländlichen Raum wurden die Themen Ärztemangel und Größe des Einzugsgebietes als vordringlich zu lösende Probleme angesehen.

Schlussfolgerung:

Es zeigt sich, dass eine Verbesserung der ärztlichen Bereitschaftsdienstsituation, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen in unterschiedlichen Bereichen anzustreben ist, was zu einer Optimierung der Versorgungsqualität führen kann.

Abstract

Objective:

The aim of this study was to explore views, experiences und perspectives of German GPs related to current out-of-hours service provision covering both urban and rural settings.

Methods:

In the context of the international project EurOOHnet (European Research Network for Out-of-Hours Primary Health Care) the German members (of EurOOHnet) developed a questionnaire about organisational structures, infrastructure requirements and the procedures of information flow between regular care and out-of-hours care in 2011. This questionnaire was adopted in every participating country. A comprehensive postal questionnaire was sent to 410 feneral practice cooperatives in Germany. Qualitative content analysis and an inductive reasoning process, supported by the use of Atlas.ti, were used to identify key themes from responses to open-ended questions in the survey. Results were grouped into 3 overarching categories and each of these were grouped into 3 sub-categories.

Results:

The questionnaire response rate was 44% (181/410). The analysis identified organisational issues (e. g., financing) and infrastructure barriers (e. g., lack of motivated GPs for out-of-hours care) as key themes. Significantly, different priorities between rural and urban GPs were identified. In particular, rural GPs highlighted shortages of GPs and distance between the GP practice and patients’ residence as concerning factors impacting on out-of-hours care.

Conclusions:

Based on reported views from survey respondents, urban and rural primary care service needs vary significantly and, therefore, different solutions are needed to improve out-of-hours primary care and optimise service quality.