Neurochirurgie Scan 2015; 03(01): 47-61
DOI: 10.1055/s-0034-1367669
Fortbildung
Schmerz
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom[*]

Claudia Sommer
,
Frank Birklein
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Publikationsdatum:
29. Januar 2015 (online)

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Zusammenfassung

Das CRPS ist ein posttraumatisches Schmerzsyndrom einer Extremität, bei dem die Schmerzen im Vergleich zum erwarteten Heilungsverlauf unangemessen stark ausgeprägt sind und die Symptome sich nicht auf die Traumastelle oder das Innervationsgebiet einzelner peripherer Nerven beschränken. Eine frühzeitige Therapie kann die Entwicklung eines chronischen CRPS verhindern.

Kernaussagen
  • Ein CRPS entwickelt sich i. d. R. in zeitlichem Zusammenhang nach einem Trauma. Es sind die distalen Extremitätenabschnitte betroffen.

  • Wichtig ist eine frühzeitige Diagnosestellung, da dann die Therapiemöglichkeiten ungleich besser sind.

  • Die Diagnosestellung folgt klaren klinischen Kriterien, sie darf keine Verlegenheitsdiagnose (bei fehlender Schmerzreduktion) sein. Nur in der Akutphase nach einem Trauma kann man getreu dem Motto „einmal zu viel ist besser als einmal zu wenig“ die Diagnose relativ großzügig stellen, wenn daraus Therapiekonsequenzen gezogen werden (Steroide, Bisphosphonate). Man darf die Patienten aber nie verunsichern. Alle Patienten „informieren“ sich im Internet. Die Prognose eines CRPS ist bei Therapie im Akutstadium gut.

  • Zusatzdiagnostik (Szintigrafie, Röntgen im Seitenvergleich, MRT) ist zur Differenzialdiagnostik nötig, das Szintigramm kann auch bei absehbarer Begutachtung hilfreich sein.

  • Die Säulen der Therapie sind Medikamente (Steroide, Bisphosphonate, mit Einschränkungen Ketamindauerinfusion über 4 Tage (CAVE: Nebenwirkungen!), ebenfalls mit Einschränkungen DMSO-Creme) und v. a. Physio-/Ergotherapie. Oft ist eine Intervention zur Reduktion falscher Krankheitsannahmen und Ängsten notwendig. Die Physiotherapie sollte dem Motto folgen: Der Patient darf alles. Entscheidend ist, dass die Patienten allen Therapiemaßnahmen zustimmen. Ob darüber hinaus Medikamente wirken, die üblicherweise gegen chronische Schmerzen eingesetzt werden, kann nicht beantwortet werden.

* Erstveröffentlichung des Beitrags in: Fortschr Neurol Psychiatr 2014; 82: 104 – 115