Pneumologie 2014; 68 - P285
DOI: 10.1055/s-0034-1367808

Reintubationsvermeidung durch den Einsatz eines neuen pumpengetriebenen veno-venösen extrakorporalen Lungenunterstützungsverfahrens – ein Fallbericht

C Decker 1, S Braune 1, K Bangert 1, G de Heer 1, S Kluge 1
  • 1Klinik für Intensivmedizin – Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf

Hintergrund:

Bei einem hyperkapnischen Lungenversagen stellt die nicht-invasive Ventilation (NIV) die Standardtherapie dar. Bei NIV-Versagen ist die Intubation lebensrettend, die invasive Beatmung aber mit Problemen verbunden, wie dem prolongierten Weaning, der beatmungsassoziierten Lungenschädigung oder Sedierungs-assoziierten Störungen. Der Einsatz von Lungenunterstützungsverfahren zur extrapulmonalen Decarboxylierung und Vermeidung einer Intubation wurde in Fallberichten und einer Fall-Kontroll-Studie beschrieben. Dieser Fallbericht beschreibt den Einsatz eines pumpengetriebenen veno-venösen extrakorporalen Lungenunterstützungssystems (iLA-Activve© System; Novalung GmbH, Heilbronn, Germany) zur Vermeidung der Reintubation eines Patienten mit NIV-refraktärer Hyperkapnie nach Frühextubation.

Fallbericht:

Ein 59-jähriger Patient nach Lungentransplantation wegen schwerer chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung wurde im Rahmen eines respiratorischen Infektes mit ventilatorischer Insuffizienz notfallintubiert. Die initiale BGA zeigte eine schwere respiratorische Azidose (pH 7,12; PaCO2 81 mmHg, PaO2/FiO2 201). Unter invasiver, lungenprotektiver Beatmung konnte ein stabiler Gasaustausch etabliert werden, und der Patient wurde nach 24 Stunden extubiert.

Wenige Stunden nach Extubation entwickelte der Patient erneut eine NIV-refraktäre respiratorische Insuffizienz (PaCO2 90 mmHg; pH 7,09). Um eine Reintubation zu vermeiden wurde das iLA-Activve© System implantiert, bei dem über eine femoralvenöse 24 French Doppellumenkanüle mit einem medianen Membranblutfluss von 1,2 L/min und einem maximalen Membrangasfluss von 10 L/min eine effektive extrakorporale CO2 Elimination mit Normokapnie erzielt werden konnte. Ohne Reintubation und nach 3 tägiger Entlastung und Erholung der Atemmuskelpumpe konnte das extrakorporale System wieder entfernt werden. Nach 4 Wochen wurde der Patient in die Rehabilitation entlassen.

Schlussfolgerung:

Bei hyperkapnischer, NIV-refraktärer ventilatorischer Insuffizienz nach (Früh-)Extubation stellt der Einsatz eines pumpengetriebenen, veno-venösen extrakorporalen Lungenunterstützungssystems bei ausgewählten Patienten eine neuartige Behandlungsoption zur Vermeidung einer Re-Intubation dar.