Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74(3): 222-226
DOI: 10.1055/s-0034-1368177
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Starke abdominelle Schmerzen. Differenzialdiagnostik bei akutem Abdomen

Matthias David
,
Andreas D. Ebert
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Publication Date:
09 April 2014 (online)

Hintergrund

Die Diagnose „akutes Abdomen“ ist eine Arbeitshypothese für akut auftretende, heftige abdominale Schmerzen. Hierfür kommen bis zu 200 verschiedene Ursachen infrage; die häufigsten gynäkologischen Ursachen für akute Unterbauchschmerzen sind rupturierte Ovarialzysten, Adnexitis/Tuboovarialabszesse, Adnextorsion, ovarielles Überstimulationssyndrom im Rahmen reproduktionsmedizinischer Maßnahmen, Extrauteringravidität und Komplikationen nach gynäkologischen Operationen.

Da der Zustand der Patientin häufig stark beeinträchtigt ist oder gar lebensbedrohlich sein kann, sind eine effiziente Diagnostik und eine schnelle, ggf. auch interdisziplinäre Entscheidung über das weitere Vorgehen (abwartend oder operative Intervention) erforderlich. Differenzialdiagnostisch ist bei einem akuten Abdomen an abdominale, extraabdominale oder iatrogene Ursachen, Stoffwechselstörungen oder maligne Prozesse zu denken.

Abdominale Schmerzen, die auf gynäkologischen Ursachen beruhen, sind typischerweise (aber nicht ausschließlich) in den beiden unteren Quadranten des Abdomens lokalisiert.

Die Vaginalsonografie ergänzt in der Akutsituation die gründliche Anamnese, klinisch-gynäkologische Untersuchung, Schwangerschaftstest, Laborwerte und Ergebnisse der Nativzytologie sowie den Harnschnelltest.

Leitsymptome
  • starke Bauchschmerzen

  • abdominale Abwehrspannung

  • Kreislaufstörungen bis hin zum Kreislaufschock

  • Störungen der Darmperistaltik (Meteorismus, Übelkeit, Erbrechen)

  • Blasenentleerungsstörungen

  • schlechter Allgemeinzustand

Merke

Zu berücksichtigen sind stets die Auswirkungen auf die Fertilität der Patientin; dies gilt sowohl für die Erkrankung selbst als auch für eine evtl. Therapie.

Während der Untersuchung der Patientin sollten immer auch maligne Prozesse (z. B. ein fortgeschrittenes Zervixkarzinom) oder z. B. eine Endometriose als Ursache ausgeschlossen werden. Auch ernste iatrogene Komplikationen in der unmittelbar postoperativen Phase – insbesondere nach Laparoskopien oder nach großen onkogynäkologischen Eingriffen – können ebenfalls zum Bild eines akuten Abdomens führen.