Zusammenfassung
Sowohl experimentelle als auch epidemiologische Studien haben gezeigt, dass proinflammatorische
Zytokine, insbesondere Interleukin-1, Interleukin-6 und Tumornekrosefaktor-α, wichtige
Regulatoren im Knochenmetabolismus darstellen. Zudem wird vermutet, dass proinflammatorischen
Zytokinen auch in der Pathogenese des altersassoziierten und östrogenmangelinduzierten
Knochenmasseverlusts eine bedeutende Rolle zugeschrieben werden kann. Obwohl eine Beschleunigung
des Knochenabbaus bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Systemerkrankungen bereits belegt
werden konnte, ist die endgültige Bedeutung proinflammatorischer Zytokine in der Ätiologie der
Osteoporose noch unklar. Einige Studien lassen zwar einen Zusammenhang zwischen erhöhten
Konzentrationen proinflammatorischer Zytokine und einer Verminderung der Knochendichte sowie
einem gesteigerten Frakturrisiko vermuten, in Summe ist die Evidenzlage jedoch eher rar und
erlaubt keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Effekte einzelner Zytokine im
Knochenstoffwechsel. Um exakter definieren zu können, welche Parameter einer systemischen
Inflammation in welchem Stadium der Pathogenese einer Osteoporose zum Tragen kommen, werden
weitere Studien vonnöten sein. Besonders auch vor dem Hintergrund der Entwicklung eines
geeigneten diagnostischen Markers für den Kliniker, mit dem sich das Osteoporoserisiko und damit
auch das Frakturrisiko besser vorhersagen lässt. Dies würde im Krankheitsverlauf frühzeitige
Interventionen zum Erhalt eines mikroarchitektonisch gesunden und stabilen Knochens, bspw. durch
den Einsatz einer Anti-Zytokin-Therapie, erleichtern.
Abstract
There is a large body of evidence that proinflammatory cytokines, particularly interleukin-1,
interleukin-6, and tumour necrosis factor-α, play an important role in bone metabolism.
Moreover, it is suspected that proinflammatory cytokines are also important in the pathogenesis
of age- and estrogen deficiency-related bone loss. Although an accelerated decrease in bone mass
is observed in patients with chronic inflammatory disorders, the definite meaning of
proinflammatory cytokines in the aetiology of osteoporosis is still unclear. Some studies
suggest a relationship between increased concentrations of proinflammatory cytokines and a
decrease in bone mineral density, as well as an increased risk of fracture. In sum, the evidence
is rather scarce and does not permit any clear conclusions about the effects of single cytokines
in bone metabolism. To be able to define more exactly at which stage of the pathogenesis of
osteoporosis parameters of a systemic inflammation take effect, further studies will be
necessary, particularly for developing suitable diagnostic markers for clinicians. These
diagnostic markers may be able to identify patients at risk for osteoporosis and therefore
predict fracture risks. Thus, early interventions to preserve bone health, for example, by
anti-cytokine therapy, could be more effective and efficient.
Schlüsselwörter
Knochenstoffwechsel - Osteoporose - proinflammatorische Zytokine - Frakturrisiko
Key words
bone metabolism - osteoporosis - proinflammatory cytokines - fracture risk