Zentralbl Chir 2015; 140(06): 624-626
DOI: 10.1055/s-0034-1368408
Kommentar
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pancolitis ulcerosa mit 4 inzidentellen kolorektalen Karzinomen (Kommentar zu Kuester et al.: „Synchronous multifocal colorectal carcinoma“ in Pathol Res Pract 2008 [1])

Pancolitis Ulcerosa with 4 Associated Colorectal Carcinomas (Comment to Kuester et al.: “Synchronous Multifocal Colorectal Carcinoma in a Patient with Delayed Diagnosis of Ulcerative Pancolitis” in Pathol Res Pract 2008 [1])
S. Dalicho
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Magdeburg, Deutschland
,
F. Benedix
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Magdeburg, Deutschland
,
C. Stroh
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Kinderchirurgie, SRH Waldklinikum Gera gGmbH, Gera, Deutschland
,
D. Jechorek
3   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Magdeburg, Deutschland
,
F. Meyer
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- & Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Magdeburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
30 July 2014 (online)

Einleitung

Das kolorektale Adenom und die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) sowie die Colitis ulcerosa (CU) implizieren ein erhöhtes Entartungs-/Malignomrisiko [1], [2], [3], [4]. Insbesondere bei positiver Familienanamnese sollte frühzeitig und vor allem mit dem Auftreten erster Symptome eine entsprechende engmaschige Diagnostik erfolgen. Die Koloskopie bietet hier die Primärdiagnostik inklusive der Gewinnung bioptischer Gewebsproben für histologische Untersuchungen, die Verlaufskontrolle und die Möglichkeit der Abtragung suspekter Schleimhautveränderungen – so eben auch bei diagnostizierter Pancolitis ulcerosa, die nach 8 Jahren obligat die jährliche Screeningkoloskopie zur Detektion von Dysplasien erfordert zur Prävention kolorektaler Karzinome [5]. Oft bleibt bei langjähriger, fortgeschrittener, chronischer Colitis ulcerosa jedoch nur die Entfernung aller potenziell malignen Schleimhaut im Sinne einer Panproktokolektomie als letzte Option vor der Ausbildung eines kolorektalen Karzinoms [6].

Bezug nehmend auf den eher histopathologisch ausgerichteten Artikel (Kuester et al.: „Synchronous multifocal colorectal carcinoma in a patient with delayed diagnosis of ulcerative pancolitis.“ in Pathol Res Pract 2008 [1]), sollen nun durch die beteiligten Chirurgen im Sinne eines Kurzkommentars („Letter“) klinische und operative Aspekte dieses außergewöhnlichen Kasus in den Vordergrund gestellt werden. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk jetzt auf diagnostischen und chirurgischen Aspekten. Die Therapieverzögerung dieses Colitis-ulcerosa-Patienten bedingte letztlich eine nicht häufig vorzufindende, simultane Karzinogenese an 4 kolorektalen Lokalisationen sowie weitere multilokuläre maligne Transformationen. Die enorme Bedeutung der frühzeitigen Diagnostik und adäquaten Therapie wird hier nicht zuletzt auch durch den postoperativen tragischen Langzeitverlauf herausgehoben.