Gustav Adolf Walcher ([Abb. 1]) wurde am 21. 09. 1856 in Ellwangen (Jagst) in
Ostwürttemberg geboren, wo er fast 80 Jahre später, am 30. 06. 1935, auch starb. Sein Medizinstudium
absolvierte er in Leipzig, Berlin und Tübingen. In Tübingen begann er seine Assistenzarzttätigkeit an
der Frauenklinik unter dem Ordinariat von Johann von Säxinger (1833–1897). Hier habilitierte er sich mit
der Arbeit „Senkung und Vorfall von Scheide und Gebärmutter sowie die veralteten Dammrisse“ (1886).
Bereits ein Jahr später wurde er als Nachfolger von Hermann Fehling (1847–1925) zum Direktor der
Württembergischen Landes-Hebammenschule in Stuttgart ernannt. Dieser Klinik blieb er sein Leben lang
verbunden. Über 30 Jahre lang bildete er hier die Hebammen Württembergs aus. Kurz vor Ausbruch des
Ersten Weltkriegs trat Walcher in den Ruhestand. Er übernahm aber nur wenig später wieder die Leitung
der Hebammenschule bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Im Nachruf auf Walcher im Zentralblatt für
Gynäkologie (1935) wird sein besonderes Engagement für das Stillen hervorgehoben und sein Grundsatz
zitiert: „Eine Frau, die ein Kind gebären kann, kann es auch stillen, wenn sie nur energisch will,
denn Stillfähigkeit ist Stillwille.“
[1].
Literatur
1 Speert H. Obstetric and Gynecologic Milestones. New York, London: The Parthenon Publishing Group; 1996: 475-480
5 Walcher G. III. Die Conjugata eines engen Beckens ist keine konstante Größe, sondern lässt sich durch die
Körperhaltung der Trägerin verändern. Zentralbl Gynäkol 1889; 13: 892-893
6 Winter G, Naujoks H. Die operative Geburtshilfe. Schwierigkeiten bei der Extraktion. In: Seitz L, Amreich AL, Hrsg. Biologie und Pathologie des Weibes. Ein Handbuch der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe.
Zehnter Band. Geburtshilfe, 4. Teil. Berlin, Innsbruck, München, Wien: Verlag Urban & Schwarzenberg; 1955: 175-188
9 Walcher G. Die Veränderlichkeit der Conjugata vera. In: Veit G, Krukenberg G, Hrsg. Verhandlungen der Deutschengesellschaft für Gynäkologie, abgehalten zu Bonn am 21. – 23. Mai
1891. Leipzig: Verlag Breitkopf und Härtel; 1892: 446-453
13 Martin E. Das enge Becken. In: Halban EJ, Seitz L, Hrsg. Biologie und Pathologie des Weibes. Ein Handbuch der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg; 1928: 134-135
15 Seitz L, Kraussold E. Leitung der Geburt beim engen Becken. In: Kraatz H, Hrsg. Stoeckels Lehrbuch der Geburtshilfe. Jena: Gustav Fischer-Verlag; 1967: 692-699
16 Beller FK. Erbʼsche und Klumpkeʼsche Lähmung als Folge einer Schulterdystokie. Speculum – Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2000; 18: 18-21