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DOI: 10.1055/s-0034-1370955
Transkulturelle Suchthilfe – Erfahrungen im Bundesmodellprogramm transVer
Transcultural Addiction Treatment – A German TrialPublication History
Publication Date:
07 May 2014 (online)
Zusammenfassung
Ziel:
Menschen mit Migrationshintergrund werden vom Suchthilfesystem vergleichsweise wenig erreicht. Dann, wenn Behandlungsangebote genutzt werden, verweisen vorzeitige Beratungs- und Therapieabbrüche auf eine unzureichende Passgenauigkeit der Hilfen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat deshalb 2009 ein Fördervorhaben aufgelegt, in dem für eine Laufzeit von 3 Jahren spezifisch zugeschnittene Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund erprobt wurden. Dabei ging es sowohl um den Abbau von Zugangsbarrieren und die Erreichung dieser Klientel als auch um die Bereitstellung von zielgruppengerechten Hilfen.
Methodik:
Die mehrgliedrige wissenschaftliche Begleitung war partizipativ angelegt und setzte vor Ort und zentral sowohl einen summativen als auch einen formativen Ansatz um.
Ergebnisse/Schlussfolgerungen:
Im Lauf des Modellvorhabens konnte durch die unterschiedlichen Maßnahmen und Angebote an den 6 Modellstandorten der Zugang zum Suchthilfesystem für Menschen mit Migrationshintergrund verbessert werden. Dabei machten die Projekte (erneut) die Erfahrung, dass Zugangsbarrieren auch auf ihrer Seite bestanden und dass es für ihre Überwindung auf die Entwicklung einer offenen Haltung ankommt. Deutlich wurde auch, dass transkulturelle Arbeit mit komplexen Anforderungen an die gesamte Einrichtung verbunden ist. Neben der Einbeziehung von Personal mit Migrationshintergrund gehören dazu diverse konzeptionelle und angebotsbezogene Aspekte sowie die Einbeziehung der Betroffenen selbst. Viele Erfahrungen im Modellprogramm sind übertragbar. Notwendig für eine verbindliche Implementierung erscheint jedoch, dass Kosten- und Leistungsträger bzw. Zuwendungsgeber entsprechende Vorgaben machen und kontrollieren.
Abstract
Aim:
People with a migration background are hardly reached by the addiction network. High treatment dropout rates indicate the failure to meet their specific needs. Therefore, in 2009, the Federal Ministry of Health initiated and financed a 3-year trial with the aim of testing services specifically tailored to the needs of people with a migration background. The project focused on facilitating access, as well as providing target-group specific services.
Methods:
The evaluation was highly participatory and followed a summative and formative approach.
Results:
During the course of the trial, various measures in the 6 locations were able to improve access to addiction services for people with a migration background. It was found that in order to overcome barriers, which were present on both sides, professionals need to reflect more on their own cultural perspectives. In addition, transcultural work puts high demands on the entire facility. This includes the involvement of staff with a migration background, policy aspects, and the affected people themselves. Although many of the findings are generalizable, a successful implementation of transcultural work requires sponsors to set up regulations and to control how they are complied with.
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Literatur
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