Balint Journal 2014; 15(01): 1-10
DOI: 10.1055/s-0034-1370970
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung von Übertragung und Gegen­übertragung in Balintgruppen[1]

The Significance of Transference and Countertransference in Balintgroups
G. D. Seiler
1   Psychoanalytische Praxis Solothurn
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Publication Date:
26 March 2014 (online)

Zusammenfassung

Für Michael Balint lassen sich Beziehungen zwischen Arzt[2] und Patient als Zusammentreffen von und Interaktion zwischen Übertragung und Gegenübertragung verstehen. Diese Dynamik kann in Balintgruppen beobachtet, untersucht und bearbeitet werden, sodass im günstigen Fall die Beziehung geklärt und im therapeutischen Prozess wirksam werden kann. Der Autor beschreibt in einem skizzierten Überblick im ersten Teil (I), wie Sigmund Freuds Entdeckung der Übertragung im Lauf seines Lebens modifiziert wurde (siehe 1. Sigmund Freud) und wie diese von Michael und Enid Balint übernommen erweitert und auf die von ihnen gegründeten Ärztegruppen angewandt wurde (siehe 2. Michael und Enid Balint).

In einem zweiten Teil (II) wird beschrieben, wie Balints Gebrauch von Übertragung und Gegenübertragung durch die Konzepte seiner Kolleginnen und Kollegen erweitert und vertieft wurde, vor allem von

Melanie Klein (3. projektive Identifizierung),
D. Winnicott (4. holding) und
W. R. Bion (5. containment).

Damit sollen bestimmte Vorgänge in der Praxis von Balintgruppen beschrieben und theoretisch reflektiert werden.

Abstract

In Michael Balints understanding the relation between the patient and the medical practitioner can be seen as encounter and interaction between transference and countertransference. The dynamic can be observed, understood and dealt with in Balintgroups so that, at best, the relation can be clarified and become effective in the therapeutic process. The author describes in outline Sigmund Freud’s discovery of the transference and their modifications in the course of his life, (1) how it has been taken over and extended by Michael and Enid Balint and applied to the groups of medicines, they had founded (2).

In a second part it will be described how Balints concept of transference and countertransference can be enriched by the concepts of his colleagues Melanie Klein (3 projective identification), Donald Winnicott (4 holding) and Wilfred R Bion (5 containment). This may help to describe and understand certain events in Balintgroups.·

1 Die Arbeit wurde in 2 zusammenhängende Teile untergliedert, welche innerhalb dieses Manuskriptes ersichtlich sind aber als Einheit verstanden werden sollen.


2 Die in dieser Arbeit geschilderten Fallskizzen sind verfremdet und abstrahiert. Es wird deshalb auch durchgängig die männliche Form gewählt. Die Bezeichnungen „Arzt und Patient“ werden von Balint übernommen. Sie gelten auch für Vertreter anderer angewandter Humanwissenschaften und ihre Klienten, wie sie in Balintgruppen vorkommen, insbesondere auch für die weiblichen Mitglieder.


 
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