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DOI: 10.1055/s-0034-1371237
C6 Syndrom bei Vertebralisdissektion mit V. a. arterio-venöse Fistel: Wurzelkompression oder venöse Stauung?
Anamnese und Befund: Vorstellung eines 50-jährigen Patienten von der Neurochirurgie bei seit 2 Wochen bestehender schmerzhafter Armparese nach Tennisspiel. Im MRT-HWS Ausschluss eines zervikalen Bandscheibenvorfalls. Klinisch-neurologisch zeigte sich ein C6-Syndrom rechts mit Parese der Mm. Biceps brachii und brachioradialis KG4 mit Ausfall des BSR und RPR bei sonst unauffälligem Neurostatus. Im EMG fand sich eine gelichtete Interferenz im m. biceps brachii rechts, sonst unauffällige NLG und EMG. Im MRT der HWS zeigte sich in der transversalen T2 bereits der V.a. eine Vertebralis-Dissektion rechts, welcher sich in der MR-Angiografie im Segment V1-V2 bestätigte. Ungewöhnlicherweise konnten im Duplex ausgeprägte venöse Gefäße parallel der A. vertebralis dargestellt werden. In der MR-Angio mit KM und in einer TWIST-MR-A zeigte sich ebenfalls eine sehr frühe Füllung von horizontal verlaufenden, am ehesten venösen Gefäßen über mehrere Segmente. Intrakraniell kein H. a. stumme Ischämien.
Verlauf: Wir behandelten den Patienten mit ASS 100 mg/d und Atorvastatin 80 mg/d. Bei der Kontrolle nach 3 Monaten zeigte sich keine Parese mehr bei persistierender Reflexdifferenz zu Lasten rechts. Im Duplex und in der MR-A zeigte sich die A. vertebralis bis auf eine geringe Stenosierung unauffällig, die venöse Gefäßfüllung war nicht mehr nachweisbar.
Diskussion: Zusammenfassend erklären sich die Befunde am ehesten durch eine arterio-venöse Fistelbildung bei Dissektion der A. vertebralis rechts. In der MR-A zeigte sich keine eindeutige Kompression der Wurzel C6 durch das Wandhämatom. Nach 3 Monaten war die venöse Pathologie nicht mehr nachweisbar. Differentialdiagnostisch halten wir daher durch die Fistelbildung bedingt eine deutliche und reversible venöse Stauung für die mögliche Ursache des C6-Syndroms.