Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0034-1374477
Bilanzierungsdialoge als Chance zur Förderung von Patientenzentrierung in der hausärztlichen Langzeitversorgung von Patienten mit chronischen Krankheiten?
Hintergrund: Der Bilanzierungsdialog (BD) wurde als Konzept zur Strukturierung der hausärztlichen Langzeitversorgung chronisch Kranker entwickelt. Außerhalb der Praxisroutine sollen Patient und Arzt gemeinsam den Krankheits- und Therapieverlauf evaluieren, einen von beiden getragenen Behandlungsauftrag entwickeln, erreichbare Ziele klären und Verantwortlichkeiten festlegen können. Ob und wie dies im Praxisalltag Patientenorientierung stärkte, Lebensweltbezüge förderte und eine Ergänzung zur bisherigen Routine darstellte, wurde im Rahmen der hier vorgestellten Dissertation analysiert.
Methodik: Mittels des Ratinginventars Lösungsorientierter Interventionen (RLI), einem halbstandardisierten Verfahren zur Analyse ressourcen- und lösungsorientierten Therapeutenverhaltens, wurden 16 videodokumentierte Konsultationen aus dem Projekt „Gesundheitsfördernde Praxen“ verglichen. RLI besteht aus 23 Items, gruppiert zu 6 Wirkfaktoren (Problemanalyse, Zielaktualisierung, Konkretisierung von Lösungen, Beziehungsgestaltung, Ressourcenorientierung, Alternatives Denken, Reframing). Eingeschlossen wurden die Aufzeichnungen von 8 Paaren von Konsultationen („usual care“ bei Projektbeginn, BD im Projektverlauf). Über den Paarvergleich wurde betrachtet, ob und ggf. welche Veränderungen der Gesprächsmuster mit dem veränderten Gesprächsrahmen assoziiert sind.
Erste Ergebnisse: Im Vergleich zur „usual care“ haben professionelle Handlungen, die der Beziehungsgestaltung dienen und zukunftsorientiert sind, im Bilanzierungsdialog stärkeres, die Problemanalyse hingegen geringeres Gewicht. Weitere Musterunterschiede betreffen den Gesprächsverlauf und werden im Detail gezeigt.
Schlussfolgerung: Der Bilanzierungsdialog zeigt Entwicklungspotentiale auf, die unterschiedlich genutzt wurden. Im Modellversuch entwickelt wird das Konzept derzeit im cRCT BILANZ unter Alltagsbedingungen evaluiert, außerdem sollten fördernde und hindernde Bedingungen für eine Breitenimplementation erforscht werden.