Pneumologie 2014; 68 - A11
DOI: 10.1055/s-0034-1376383

Respiratorische Dysfunktion bei Kälbern nach experimenteller Parachlamydia acanthamoebae Infektion

M Lohr 1, A Prohl 1, C Ostermann 1, G Greub 2, P Reinhold 1
  • 1Institut für Molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, Jena
  • 2Center for Research on Intracellular Bacteria, Institut für Mikrobiologie, Universitätsspital (CHUV) und Universität Lausanne, Lausanne, Schweiz

Einleitung: Als Vertreter der den Chlamydien ähnlichen Organismen wird Parachlamydia (P.) acanthamoebae ein vermeintlich zoonotisches Potential zugeschrieben. In vitro und im Mausmodell zeigten sich Hinweise auf Pneumopathogenität dieses Amoeben-assoziierten Endosymbionten. Daher sollte der pathophysiologische Einfluss von P. acanthamoebae auf die Lungenfunktion von Kälbern an Hand eines bovinen Infektionsmodells untersucht werden.

Methoden: Kälber zweier Versuchsgruppen wurden jeweils mit 108 (n = 12) und 1010 (n = 9) Einschlusskörperchen bildenden Einheiten (EBE) P. acanthamoebae intrabronchial inokuliert. Eine Kontrollgruppe (n = 9) erhielt 108 EBE des hitzeinaktivierten Erregers. Bis 7 Tage post inoculationem (dpi) wurden alle Tiere täglich einer klinischen Untersuchung unterzogen. Vor Inokulation wurde jedem Tier ein Katheter in die Aorta abdominalis implantiert, um täglich arterielles Blut zu gewinnen. Die Effizienz des pulmonalen Gasaustausches wurde mittels Blutgasanalyse an Hand des arteriellen Sauerstoff- und Kohlenstoffdioxidpartialdrucks (paO2, paCO2) bis 7 dpi beurteilt. Zusätzlich wurden Atmungsfrequenz, hämoxymetrische Parameter, Metabolite und Elektrolyte zur Beurteilung einer möglichen respiratorischen Insuffizienz herangezogen.

Ergebnisse: Die Atmungsfrequenz der mit 1010 EBE inokulierten Kälber stieg 2 dpi bis auf ein Maximum von 32/min (Median) und war bis 5 dpi gegenüber der mit 108 EBE inokulierten Versuchsgruppe und der Kontrollgruppe signifikant erhöht (p < 0,05). Der paO2 der 1010 EBE Gruppe verringerte sich signifikant nach Inokulation im Gegensatz zu beiden anderen Gruppen um maximal 0,78 kPa (6,48%) und stieg 3 dpi wieder auf den Ausgangswert. Der paCO2 derselben Gruppe stieg mit Verzögerung an und erreichte seinen Peak von 6,63 kPa nach 6 dpi. Hämoxymetrie, Metabolite und Elektrolyte wiesen keine signifikanten Abweichungen auf.

Schlussfolgerung/Ausblick: Nur die hochdosiert inokulierte Versuchsgruppe entwickelte eine geringgradige respiratorische Insuffizienz, die ursächlich auf die Exposition mit P. acanthamoebae zurückzuführen ist. Zeitlich korrelierten diese Beobachtungen mit der größten Abweichung im klinischen Bild aus früheren Untersuchungen. Weitere Studien sind notwendig, um das pathogene Potenzial dieses intrazellulären Bakteriums in der bovinen Lunge genau einschätzen zu können.