Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A44
DOI: 10.1055/s-0034-1376504

Prophylaktische Mastektomien am Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Dresden

C Meisel 1, K Kast 1, A Petzold 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus, Dresden

Fragestellung:

Das lebenslange Erkrankungsrisiko für ein Mammakarzinom liegt für Trägerinnen einer pathogenen Keimbahnmutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 zwischen 40 – 87%. Weltweit konnte eine Senkung der Mortalität durch ein intensiviertes Screening bislang mangels langfristiger prospektiver Daten nicht gezeigt werden. Einige der Betroffenen ziehen eine prophylaktische Mastektomie einer lebenslangen Früherkennung vor. Das Risiko für eine gesunde Anlageträgerinnen an einem Brustkrebs zu erkranken kann durch die Durchführung der prophylaktischen Mastektomie unter 10% gesenkt werden. Für bereits unilateral an einem Mammakarzinom erkrankte Patientinnen ist die Abwägung konkurrierender Risiken erforderlich. Die Beratungssituation ist bei verschieden Patientenkollektiven, den unterschiedlichen Operations- und Rekonstruktionsmethoden und auch dem ästhetischen Anspruch sehr komplex.

Methodik:

Seit 1998 werden an unserem Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs insgesamt 264 Frauen – davon 110 Mutationsträgerinnen und 144 Hochrisikopatientinnen mit nicht-informativem Gentest – betreut und beraten. Im Zentrum in Dresden folgt die Indikationsstellung bis hin zur Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse einem vorgegebenen Patientenpfad. Darunter mehrzeitige Gespräche mit verschiedenen Operateuren (Implantatchirurgie/Eigengewebsrekonstruktion) und die Erstellung eines psychologischen Gutachtens.

Ergebnisse:

Insgesamt entschieden sich 39 Frauen für die Durchführung einer prophylaktischen Mastektomie. 12/39 waren gesunde Anlageträgerinnen und 27/39 Frauen waren bereits einseitig an einem Mammakarzinom erkrankt. In dieser Gruppe finden sich 2 Patientinnen mit einer Genveränderung ohne gesicherte klinische Bedeutung und 3 Patientinnen ohne Mutationsnachweis bei rechnerisch erhöhtem Erkrankungsrisiko. 14/39 entschieden sich zur Implantatrekonstruktion, 17/39 zur Eigengewebsrekonstruktion und 8 blieben ohne Wiederaufbau. Die Frauen erhielten postoperativ ein MRT zur Beurteilung des verbliebenen Restdrüsengewebes und wurden aus dem intensivierten Früherkennungsprogramm entlassen.

Schlussfolgerung:

Die prophylaktische Mastektomie ist für gesunde Anlageträgerinnen, wie auch für einseitig erkrankte Anlageträgerinnen eine Alternative zum intensivierten Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm. Bei hochkomplexer Beratungssituation und Einzelfallentscheidungen der Krankenkasse, Potential für schwerwiegende postoperative Komplikationen sollte die Überprüfung der Indikation und Beratung der Patientin in einem der Zentren für Familiären Brust und Eierstockkrebs durchgeführt werden.