Aktuelle Rheumatologie 2014; 39(03): 159
DOI: 10.1055/s-0034-1376986
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Co-Morbiditäten bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen

Comorbidities in Patients Suffering from Rheumatic Diseases
Martin Fleck
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Publication Date:
17 June 2014 (online)

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Prof. Dr. med. Martin Fleck

Für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Therapieverfahren entwickelt, die die therapeutischen Optionen im praktischen Alltag wesentlich erweitert haben. Insbesondere die neuen biologischen Wirkstoffe erlauben eine gezielte Modulation des Immunsystems und haben zusammen mit den intensivierten Behandlungskonzepten zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität und Prognose zahlreicher Patienten geführt. Für die Zulassung neuer Medikamente ist der Nachweis der Wirksamkeit unerlässlich, der üblicherweise in kontrollierten klinischen Studien erbracht werden muss. Für diese klinischen Studien gelten allerdings besondere Einschluss- und Ausschlusskriterien, die dazu führen, dass nur ein kleiner Teil der Patienten mit rheumatischen Erkrankungen in klinische Studien eingeschlossen werden kann. So ist eine Studienteilnahme für Patienten mit Tumoranamnese sowie schweren Begleiterkrankungen häufig nicht möglich. Dies führt dazu, dass die gewonnenen und zur Zulassung führenden Studienergebnisse nicht uneingeschränkt auf Patienten mit relevanten Co-Morbiditäten übertragen werden können. Vor diesem Hintergrund sind Registerdaten von besonderer Bedeutung, die besser als klinische Studien die Behandlungswirklichkeit reflektieren und auch seltene ­Nebenwirkungen erfassen.

Das Problem des Patienten mit rheumatischer Grunderkrankung und relevanten Co-Morbiditäten wird in diesem Themenheft aufgegriffen, wobei die besondere Relevanz verschiedener wichtiger Begleiterkrankungen in den Übersichtsarbeiten dargestellt werden. So wird von Herrn PD Schmalzing die Problemsituation des Patienten mit Tumoranamnese vorgestellt, der wegen seiner rheumatischen Grunderkrankung eine immunsuppressive Therapie benötigt. Basierend auf der sehr begrenzten Datenlage wird die Evidenz für die verschiedenen Immunsuppressiva dargestellt und praktische Empfehlungen für die Therapiesteuerung in dieser speziellen Situa­tion gegeben. Das besondere Problem häufiger Infek­tionen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Grunderkrankungen wird in einer weiteren Übersichtsarbeit von Herrn PD Ehrenstein aufgegriffen. Er stellt die wichtigsten Aspekte der primären und sekundären Immundefekte vor und gibt basierend auf den vorliegenden Studiendaten Empfehlungen zur diagnostischen Evaluation und dem Einsatz der verschiedenen Immunsuppressiva. In einer weiteren Übersichtsarbeit wird die besondere Situation des Einsatzes von Biologika bei Patienten mit pulmonalen Erkrankungen sowie die pulmonalen Nebenwirkungen von Biologika behandelt. Herr Prof. Schulz stellt die Mechanismen medikamentös bedingter Lungenschädigungen vor und gibt praxisrelevante Empfehlungen hinsichtlich der diagnostischen Abklärung und des differentialtherapeutischen Einsatzes von Methotrexat und den verschiedenen biologischen Substanzen. Die komplexe Beziehung zwischen der Leber und den rheumatischen Erkrankungen wird von Herrn Prof. Mayet in einer Übersichtsarbeit zu den hepatologischen Aspekten der immunsuppressiven Therapie bei rheumatologischen Erkrankungen adressiert. Die verschiedenen Formen der direkten Leberschädigung sowie die Assoziation der rheumatischen Grunderkrankung mit autoimmunen Lebererkrankungen werden in dieser Übersichtsarbeit ebenso dargestellt, wie die hepatotoxischen Effekte der antirheumatischen Therapie. Besonderes Augenmerk wird auch auf Patienten mit einer begleitenden Virushepatitis gerichtet, für die insbesondere beim Einsatz von biologischen Substanzen eine spezielle Abklärung bzw. Überwachung erforderlich sind. In dem letzten Übersichtsartikel wird das Problem der kardiovaskulären Erkrankungen einschl. Myokardinfekt, plötzlicher Herztod und Schlaganfall aufgegriffen, die eine wesentliche Bedeutung für die reduzierte Lebenserwartung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen besitzen. Von Prof. Schiefer und Kollegen werden die verschiedenen Substanzklassen auf dem Boden der zur Verfügung stehenden Daten hinsichtlich des kardiovaskulären Risikos bewertet und praxisrelevante Empfehlungen für den Einsatz von Immunsuppressiva bei kardiovaskulären Risikopatienten mit rheumatischen Erkrankungen gegeben.

Prof. Dr. med. Martin Fleck