Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(03): 100-105
DOI: 10.1055/s-0034-1376992
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mortalität von Frühgeborenen über einen Zeitraum von 24 Jahren in Hessen – Einfluss veränderter Datensammlung auf die Ergebnisse

Mortality of Very Low Birth Weight Infants during a 24 Year Period in Hesse a Province of Germany – Impact of Variation in Registration
R. L. Schlößer
1   Universitätslinik Frankfurt/Main, Neonatology, Frankfurt/Main
,
G. Frey
2   Klinikum Darmstadt, Südhessisches Perinatalzentrum, Darmstadt
,
M. Zemlin
3   Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Marburg
,
B. Misselwitz
4   Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen, GQH, Eschborn
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht 19 February 2014

angenommen nach Überarbeitung 29 April 2014

Publication Date:
07 July 2014 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Wie ändert sich die Mortalität von Frühgeborenen (FG) über einen längeren Beobachtungszeitraum und welchen Einfluss haben Veränderungen der Datengenerierung?

Methoden: Die Daten der hessischen Neonatal- und Perinatalerhebung aus 24 Jahren wurden zentral ausgewertet. Als Outcomekriterium wurde nur die Mortalität betrachtet. Die Daten wurden jeweils über 4 Jahre gemittelt und in 6 Zeitperioden dargestellt. Die Anteile der FG von 24 Wochen und darunter wurden besonders analysiert, ebenso wie Frühgeborene von Woche 27.

Ergebnisse: In den 24 Jahren nahmen die registrierten Todesfälle absolut (nicht signifikant) zu, relativ jedoch ab. Während zu Beginn im Mittel 37 registrierte Patienten (13,5% aller VLBW) verstarben, waren es zuletzt 60 (10,1%). Gleichzeitig kam es zu einer deutlich höheren Aufnahme von Frühgeborenen <25 SSW in das Register, in der letzten Zeitperiode waren es 13,3% aller VLBW. Diese extrem unreifen Kinder machten jetzt ungefähr die Hälfte aller Todesfälle aus. Die Mortalität von Frühgeborenen der Woche 24 nahm im Laufe der Jahre signifikant ab von im Mittel 83,3% auf 20,8%. Bei Frühgeborenen von 27 SSW war die Verbesserung nicht so deutlich von 24,4 auf 13,6%.

Schlussfolgerung: Die Aufnahme von extrem unreifen Kindern in Neonatalregister verändern die Outcomekriterien. Daraus folgen möglicherweise wiederum veränderte Einstellungen der Therapeuten zu vermehrten Intensivbehandlungen dieser Patienten.

Abstract

Aim: To study mortality in very low birth weight infants (VLBW) and the impact variation how to register that.

Methods: Data from the Hessian neonatal register from a 24 years period were analyzed. The only outcome criterion was mortality. The whole study time was divided into 6 parts for a period of 4 years. The death rate of preterm infants of 24 weeks of gestation, of those below 24 weeks, and of preterms of 27 weeks was analyzed separately.

Results: During 24 years the absolute number of deaths in the group of VLBW increased from an average of 37 patients per year to 60 (p>0.05). The relative mortality decreased from 13.5% to 10.1%. There was an increasing registration of extreme preterm babies of 24 weeks or less. In the last period 13.3% of all VLBW were <25 weeks. These patients represented 54.7% of all deaths in VLBW during 2009–2012. Mortality of preterms of 24 weeks of gestation decreased significantly from 83.3% at the start of the registry to 20.8% in the last period (p=0.007) whereas death rate of preterm infants of 27 weeks dropped from 24.4% to 13.6% (p>0.05). There were also more admissions of extreme preterm infants to neonatal intensive care units.

Conclusion: Infant death rates are influenced by variation in registration of extreme preterm infants. On the other hand increased registration of these patients seems to encourage doctors to treat them.