Gastroenterologie up2date 2014; 10(03): 187-201
DOI: 10.1055/s-0034-1377579
Leber/Galle/Pankreas
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hepatitis E

Patrick Behrendt
,
Heiner Wedemeyer
,
Michael P. Manns
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. September 2014 (online)

Preview
Kernaussagen

Virologie

  • Das Hepatitis-E-Virus ist ein RNA-Virus, von dem es 4 humanpathogene Genotypen gibt.

  • Die Genotypen 1 und 2 sind vor allem in strukturschwachen Regionen durch ihren fäkal-oralen Übertragungsweg für teils große Epidemien verantwortlich.

  • Infektionen mit den Genotypen 3 und 4 stellen Zoonosen dar, deren Reservoir vor allem Schweine und Rehe/Hirsche insbesondere in den Industrieländern sind. Hier kann es hauptsächlich durch Verzehr von infiziertem Schweinefleisch zu sog. autochthonen Infektionen kommen.

Klinischer Verlauf

  • HEV verursacht bei Immunkompetenten typischerweise eine selbstlimitierende Leberentzündung, kann jedoch bei Risikogruppen (z. B. Lebervorerkrankte und Schwangere) zur Entwicklung eines fulminanten Leberversagens mit hoher Mortalitätsrate führen.

  • Bei Immunkompromittierten kann eine HEV-Infektion mit den Genotypen 3 (und selten 4) zu einer chronischen Verlaufsform der Erkrankung führen.

  • In ca. 5 % der Fälle bestehen extrahepatische Manifestationen im Rahmen einer HEV-Infektion. Daher sollte bei jeder unklaren klinischen Symptomatik mit gleichzeitig auftretenden Leberwerterhöhungen eine HEV-Infektion am besten per Virus-Direktnachweis (PCR) ausgeschlossen werden.

Diagnostik und Therapie

  • Die Diagnose stützt sich bei immunkompetenten Patienten vor allem auf den Nachweis HEV-spezifischer Antikörper, bei Immunkompromittierten ist die Diagnosesicherung mittels Direktnachweis anzustreben.

  • Während die akute HEV-Infektion typischerweise keine Therapie erfordert, besteht bei chronisch erkrankten Patienten eine Therapieindikation, um der Entwicklung einer Leberzirrhose vorzubeugen.

  • Hierzu kann eine Medikation mit Interferon α oder Ribavirin über einen längeren Zeitraum in Betracht gezogen werden, wobei die Therapie mit Ribavirin aufgrund des günstigeren Nebenwirkungsprofils zu favorisieren ist.

Vorbeugung

  • Ein Impfstoff ist bislang nur in China zugelassen. Die Vorbeugung einer Infektion beinhaltet in Endemiegebieten eine akkurate Aufarbeitung des Trinkwassers, in Industrienationen sollte Schweinefleisch vor Verzehr auf über 70 °C erhitzt werden.