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DOI: 10.1055/s-0034-1382029
Der Aufbau von Beziehungen zwischen einem früher Deutschen Juden, der jetzt Israelischer Jude ist – und seinen Deutschen Freunden und Kollegen
Building Relationships Between a Former German Jew who is now Israeli Jew – and his German Friends and ColleaguesPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. Juli 2014 (online)
Zusammenfassung
Dies ist ein sehr persönlicher Vortrag, der auf eigenen Erfahrungen basiert; es ist ein Rückblick auf die Entwicklung der Verhältnisse zwischen Juden (und Israelis) und Deutschen in den letzten 50 Jahren -anfangs nur auf einer professionalen (u. A. Balint-) Ebene und schließlich bis zur Entwicklung von persönlichen Freundschaften. Um die Jahre der Naziverfolgungen keinesfalls zu vergessen, greife ich auf manches schmerzhafte in der Vergangenheit zurück:
Die Juden in Deutschland wurden ab 1933 immer mehr boykottiert und bis 1939 auch vertrieben. Ab 1942 wurden sie systematisch ermordet. Wir, meine Eltern und ich, hatten das Glück um 1937 nach Palaestina (später Israel) zu flüchten, um dort eine neue Heimat aufzubauen. Wir haben dort, trotz des absoluten Krieges gegen Deutschland, weiter (parallel zur hebräischen-jüdischen) die deutsche Sprache und Kultur weiter gepflegt.
In den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bestand ein tiefe Kluft zwischen den überlebenden Juden und den Deutschen, ein Hass und eine sehr negative Atmosphäre, die erst mit viel Mühe und „good will“ überbrückt werden konnte.
Nach unserer Auswanderung im Jahr 1937 nach Palaestina war ich zum ersten Mal im Jahr 1969 wieder kurz in meiner Geburtsstadt Kassel auf Besuch. Vorher war ich, vor allem durch meine Identifikation mit meiner Frau und deren holländischer Familie (die als holländische Juden in den Lagern verfolgt und ermordet wurden), niemals wieder in Deutschland gewesen.
Mein Vater besuchte Kassel schon im Jahr 1951. Wir beide hatten bei diesem Besuch sehr gemischte Gefühle: auf der einen Seite: „Es geschieht Euch recht, dass vieles zerstört wurde“ – auf der anderen Seite: Wie schade um die schönen alten Häuser und Kunstwerke.
Ich versuchte ganz vorsichtig professionale Beziehungen mit Deutschen anzuknüpfen, die dann in manchen Fällen immer persönlicher wurden und schließlich zu gegenseitigen Besuchen und zu immer mehr Vertrauen führten.
Die gemeinschaftliche Balintarbeit, vor allem das gegenseitige von einander Lernen, hat sehr viel zu dieser positiven Entwicklung bei getragen.
Ich meine sicherlich dass der Holocaust ein einzigartiger systematischer Volksmord war, den man nicht relativieren kann.
Aber man sollte nicht vergessen, dass es immer wieder und in vielen Ländern (auch in Israel…) faschistische politisch-gefährliche Strömungen gibt. Nach den Erfahrungen, die wir in den Jahren 1933–1945 gemacht haben, muss man gegen den Faschismus überall kämpfen; denn es darf nie wieder einen Holocaust geben!
Abstract
This is a very personal lecture based on the experiences of the author: It is retrospection on Jewish (and Israeli) relationships with Germans, during the last 50 years. Starting on a professional (including Balint-) level and finally resulting in the development of personal relationships.
In order not to forget by any means the Nazi-persecution of the Jews, I recollect some very painful details which happened during those years.
Jews in Germany were, after 1933, more and more boycotted and until 1939 also expelled. More or less, since 1942 they were systematically murdered. My parents and I had fortunately, 1937, the possibility to escape to Palestine (later Israel), in order to establish there our new homeland. In spite of the absolute war against Germany, we continued (in parallel with Jewish-Hebrew-) also the cultivation of the German language and culture.
After the 2nd world war, a deep cliff existed, between Jews (inclusive Israelis) and Germans. There were a lot of hate and negative feelings, which could be bridged only slowly by a lot of effort and good will.
After our emigration, in 1937, to Palestine, I returned in 1969 for the first time, for a short visit to my city of birth Kassel. I did not visit before, as I identified with my wife and my family in law, who were persecuted as Dutch Jews and were brought to the camps, where a great part of them was killed.
My father visited Kassel in 1951 already. We both had similar mixed feelings during our visits. On one hand: “that so much is destroyed, is due to you” – on the other: “It is a pity that so many beautiful old buildings and pieces of art were destroyed”.
I tried cautiously to start professional relationships, some of which developed gradually into friendships including mutual personal home-visits in a growing sphere of confidence.
Balint work, especially our mutual learning, certainly contributed to this positive development
In my opinion, I absolutely believe, that the Holocaust was a unique form of systematic genocide, which should not be relativized.
But one should not forget that in many countries (including Israel…) there is the danger of the development of fascistic radical political movements. Learning from the political experiences of the years 1933–1945, we should be aware of this danger and fight against these movements worldwide. A Holocaust must never happen again!.
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Literatur
- 1 Antonovsky A. Unravelling the Mystery of Health, – How People Manage Stress and Stay Well. San Franzisco, London: Jossey-Bass Publishers; 1987