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DOI: 10.1055/s-0034-1383379
Einfluss spezifischer Pathogene bei der adjunktiven antibiotischen Therapie aggressiver Parodontitiden
Publication History
Publication Date:
21 November 2014 (online)
Guerrero A, Nibali L, Lambertenghi R et al. Impact of baseline microbiological status on clinical outcomes in generalized aggressive periodontitis patients treated with or without adjunctive amoxicillin and metronidazole: an exploratory analysis from a randomized controlled clinical trial. J Clin Periodontol 2014; DOI 10.1111/jcpe.12299
Nachdem längere Zeit der Einsatz adjuvanter systemischer Antibiotika während der antiinfektiösen Therapie schwerer und insbesondere aggressiver Parodontitiden auf der Basis der Ergebnisse einer mikrobiologischen Diagnostik der subgingivalen Flora propagiert wurde, ist man in jüngerer Zeit etwas von diesem Vorgehen abgerückt.
Gründe für eine zunehmend zurückhaltendere Haltung zur adjuvanten Antibiose waren neben dem generellen Trend zur kritischeren Indikationsstellung aufgrund der zunehmenden Resistenzproblematik die Erkenntnisse aus Sequenzierungsstudien, bei denen offensichtlich wurde, dass eine parodontale Erkrankung offenbar mit einer weitaus größeren Anzahl von parodontalen Bakterien zusammenhängen könnte als die bisher bekannten und üblicherweise getesteten ‚klassischen‘ Pathogene. Vor diesem Hintergrund überraschte es nicht, dass abweichend vom bisherigen Kenntnisstand nachgewiesen werden konnte, dass die verfügbaren mikrobiologischen Tests wenig diagnostische Konsequenz besäßen. So zeigten einige neuere Studien, dass z. B. bei aggressiver Parodontitis unabhängig vom subgingivalen Keimspektrum durch den Einsatz des Van-Winkelhoff-Cocktails (Amoxicillin/Metronidazol) die besten klinischen Ergebnisse erzielt werden konnten. Trotz dieser Daten bleibt es weiterhin strittig, ob insbesondere die Besiedlung mit dem mit aggressiver Parodontitis besonders assoziierten Bakterium Aggregatibacter actinomycetemcomitans eine besondere Indikation für eine adjuvante systemische Antibiose darstellen würde.
In der hier vorliegenden sekundären Analyse einer randomisierten klinischen Studie zum klinischen Effekt einer adjuvanten Therapie mit dem Van-Winkelhoff-Cocktail bei generalisierter aggressiver Parodontitis wurden zur Beantwortung dieser Frage Subgruppen untersucht, die sich in ihrem mikrobiellen Profil unterschieden. Die Studie wurde bei 41 Patienten mit GAP durchgeführt, die zusätzlich zur nicht chirurgischen Therapie das systemische Antibiotikum oder ein Placebo erhielten und nach zwei sowie sechs Monaten nachuntersucht wurden.
Nach sechs Monaten konnte bei Patienten mit der adjuvanten Antibiose im Vergleich zur Placebo-Kontrollgruppe eine signifikante Verbesserung der klinischen Parameter festgestellt werden, und zwar unabhängig vom initialen mikrobiellen Profil. Die sekundäre Analyse, bei der die Patienten nach ihrer Kolonisierung mit A. actinomycetemcomitans, Porphyromonas gingivalis oder Tannerella forsythia in Subgruppen aufgeteilt wurden, zeigte eine weitere signifikante Verbesserung in der Gruppe der A.-actinomycetemcomitans-positiven Patienten gegenüber den nicht von diesem Bakterium besiedelten Patienten. So war die Anzahl der durch die antibiotische Begleittherapie reduzierten Taschen ≥ 7 mm (die sonst chirurgischer Intervention bedürften) bei den A.-actinomycetemcomitans-Trägern fast doppelt so hoch wie bei den nicht besiedelten Patienten.
In der betreffenden Studie haben alle Patienten, unabhängig von ihrem Kolonisationsstatus mit A. actinomycetemcomitans, von der adjuvanten Antibiose klinisch profitiert. Die hier vorliegende Subgruppenanalyse gibt einen Hinweis, dass das Ausmaß dieser klinischen Verbesserung unter Umständen bei A.-actinomycetemcomitans-kolonisierten Patienten ausgeprägter sein könnte. Allerdings ist die Studie weder groß genug noch dafür ausgelegt, um diese Beobachtung zu bestätigen. Das von einigen Autoren propagierte Modell, bei allen Patienten mit aggressiver Parodontitis ohne vorherige mikrobiologische Testung adjunktiv den Van-Winkelhoff-Cocktail einzusetzen, könnte durch den Nachweis einer Rolle von A. actinomycetemcomitans vor dem Hintergrund eines immer zurückhaltenderen Einsatzes von Antibiotika wieder zur Disposition stehen.