Z Gastroenterol 2014; 52 - KG233
DOI: 10.1055/s-0034-1386255

ERCP-Training am patientenanalogen Tübinger Hands-on-Phantom – Lernkurven und Evaluationsergebnisse

U Schweizer 1, FH Durst 1, R Ingenpaß 1, KE Grund 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Tübingen, Germany

Einleitung & Ziele: Ein optimales ERCP-Training stellt eine zunehmende Herausforderung dar, denn als Alternative zum unethischen „Lernen am Patienten“ stehen bislang nur Modelle (Bio-, Tier-, Plastik-, Glas-, Computermodelle) mit teils gravierenden Nachteilen zur Verfügung: nicht-humane Anatomie und Pathologien, unrealistische Optik und Haptik, begrenzte Interventionen und Wiederholbarkeit, hygienisch und ästhetisch problematisch, teils spezielles Instrumentarium notwendig, kostenintensiv.

Methodik: Mit dem Tübinger "Biliphanten“ entstand ein voll interventionsfähiges Hands-on-Phantom für das gesamte ERCP-Spektrum: humane Anatomie und patientenanaloge Pathologien, patientenidentische Haptik und Optik, tiermaterialfreie Module, Verwendung von herkömmlichem Equipment, beliebig wiederholbare Papillotomien und Interventionen in allen Varianten.

In einer Anwendungsstudie wurden nun Lern- und Lehrprozesse am „Biliphanten“ standardisiert dokumentiert und die Lernkurven analysiert. Die Evaluation des Phantoms sowie des individuellen Trainingsfortschritts erfolgte durch korrelierte Dokumentation von Außenkamera (Probandenhände) und endoskopischem Bild sowie durch detaillierte Fragebögen. Die synchronisierten Videos wurden anhand definierter Scoring-Systeme ausgewertet und zudem auch die Selbsteinschätzung mit den objektivierten Bewertungen der Teilnehmer korreliert. Parallel dazu erfolgte eine wissenschaftliche Bewertung der Qualität und Eignung des Trainingsmodells durch die Trainees und Tutoren.

Ergebnisse & Schlussfolgerung: Evaluation von 50 ärztlichen Teilnehmern im Rahmen von 5 ERCP-Trainingskursen (nach Schulnoten von 1 – 5).

Vorläufig kumulierte Mittelwerte für Anatomie (1,7 ± 0,6 [n = 45]), spezielle Papillenanatomie (1,8 ± 0,7 [n = 46]), Papillotomie (1,6 ± 0,6 [n = 40]), Interventionen ohne Papillotomie (1,7 ± 0,6 [n = 14]) und Röntgendarstellung (1,8 ± 0,7 [n = 39]) bestätigen die weitgehend optimalen Trainingsbedingungen.

Die individuelle Entwicklung der Lernkurven (subjektive Verbesserung 1,6 ± 0,6 [n = 26]) wurde durch objektive Auswertungen bestätigt.

Das positive Feedback (Gesamtnote 1,4 ± 0,6 [n = 46]) und die hohe Akzeptanz bei Trainees und Tutoren, die auch andere Trainingsmodelle kennen, unterstreichen die besondere Eignung des neuen Phantoms für eine umfassende ERCP-Ausbildung.