Z Gastroenterol 2014; 52 - KG240
DOI: 10.1055/s-0034-1386262

ERCP-Phantom mit Röntgensimulation: Optimiertes Training ohne Strahlenbelastung

R Ingenpaß 1, U Schweizer 1, M Vietz 2, V Aurich 2, KE Grund 1
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Tübingen, Germany
  • 2Heinrich-Heine-Universität, Institut für Informatik, Düsseldorf, Germany

Einleitung & Ziele: Durch den Wegfall der diagnostischen ERCP wird ein Training am Phantom immer relevanter; dabei muss aber die Rolle des Röntgens mehr beachtet werden.

Reales Training klinikanaloger Situationen boten bisher nur suboptimale Biomodelle. Erst der „Tübinger Biliphant“ erlaubt ein Hands-on-Training an humaner Anatomie mit realistischer Haptik und Optik. Wenig beachtet blieb bislang aber das hochrelevante Röntgenproblem inklusive Strahlenbelastung.

Bereits orientierende Messungen, Überschlagsrechnungen und Literaturdaten zeigen schon im klinischen ERCP-Routinebetrieb sehr hohe Strahlenbelastungen. In Kursen werden die Grenzwerte aufgrund langer Durchleuchtungsphasen regelmäßig weit überschritten, was vor allem für Ärztinnen absolut intolerabel ist.

Neben einem anatomisch korrekten Phantom für alle ERCP-Prozeduren und unlimitierter Wiederholungsrate ist das Röntgen unabdingbares Trainingselement. Allerdings muss dabei eine Strahlenbelastung vermieden werden.

Methodik: Es wurde ein Virtual-Reality(VR)-Röntgenmodul entwickelt und in die bereits etablierten Hands-on-Phantome implementiert. Das Röntgenbild wird virtuell auf Basis komplexer Sensorik generiert und auf einem „Röntgenmonitor“ simultan zum Endoskopiebild dargestellt. Die Bewegung von Draht und Instrumenten wird dabei synchron zum Hands-on-Manöver präsentiert. Ein weiteres Element ist die Visualisierung des Begradigungsmanövers als Inset auf dem Monitor. Die Bedienung des Röntgengeräts (inkl. aller Features) erfolgt über ein virtuell erzeugtes klinikanaloges Panel.

Ergebnisse & Schlussfolgerung: Das Tübinger Hands-on-Phantom ermöglicht in Kombination mit dem VR-Röntgen-Modul durch eine realitätsgerechte Simulation des Röntgenbilds ein zeitlich unbegrenztes Training aller ERCP-Prozeduren ohne jede Strahlenbelastung und ist vor allem auch für weibliche Kursteilnehmerinnen relevant. Mit dem Röntgensimulator sind alle Möglichkeiten eines echten Röntgengeräts realitätsnah nachgebildet und die Bedienung des Röntgengeräts mit korrekter Einstellung aller Parameter ist gefahrlos trainierbar.

Damit erfüllt das erweiterte Phantom alle Anforderungen an ein realistisches Endoskopietraining und ermöglicht erstmals individuelle Lehr- und Lernsituationen ohne Strahlenbelastung im klinikanalogen Setting.