Z Gastroenterol 2014; 52 - KC129
DOI: 10.1055/s-0034-1386431

Der NGF-Rezeptor p75NTR führt zur neuralen Hypertrophie in der Leberzirrhose und malignen Lebertumoren

D Hartmann 1, S Werscher 1, U Bourquain 1, S Teller 1, M Schlitter 2, K Becker 2, H Friess 1, GO Ceyhan 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • 2Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Technische Universität München, München, Germany

Einleitung: Das autonome Nervensystem ist der unwillkürliche Teil des peripheren Nervensystems und reguliert die Motorik von Eingeweiden, die glatte Muskulatur sowie exokrine Drüsen. Autonome Nerven, die die Leber innervieren, erreichen das Organ über den Leberhilus und verlaufen gemeinsam mit der Portalvene, der Leberarterie und dem Gallengang. Es ist bekannt, dass im Vollbild der Leberzirrhose keine parenchymale Innervation mehr nachweisbar ist. Zudem zeigen sich das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) bzw. das Cholangiozelluläre Karzinom (CCC) selbst nicht innerviert.

Material und Methoden: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein Kollektiv bestehend aus 103 Patienten (22 Patienten mit normalem Lebergewebe, 23 Patienten mit Leberzirrhose, 45 Patienten mit einem HCC und 13 Patienten mit einem CCC) auf Abweichungen in Nervenanzahl und Nervengröße untersucht. Darüber hinaus wurden Wachstumsfaktoren, wie das Growth-Associated-Protein (GAP-43) und der Nerve growth factor (NGF) mit seinen Rezeptoren TrkA und p75NTR hinsichtlich deren Beteiligung an einer möglichen hepatischen Neuroplastizität mittels Immunhistochemie und qRT-PCR untersucht.

Ergebnisse: Der Mehrgruppenvergleich zwischen den medianen Nervengrößen der verschiedenen Entitäten zeigte einen deutlich signifikanten Unterschied. Hierbei konnten die größten Nerven im HCC nachgewiesen werden. Kein Unterschied zeigte sich hingegen in der neuralen Dichte. Darüber hinaus ließen sich für den high affinity NGF-Rezeptor TrkA und den low affinity NGF-Rezeptor p75NTR signifikante Unterschiede in der Neuroimmunoreaktivität und der relativen Expression feststellen. Die höchste p75NTR-Expression konnte in normalem Lebergewebe nachgewiesen werden, so dass sowohl die relative Expression als auch die Neuroimmunoreaktivität mit zunehmender Nervengröße abzunehmen scheint.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen vermuten, dass die in der Leber beobachteten neuralen Veränderungen durch aktive nervale Umbauprozesse bedingt sind. Der NGF-Rezeptor p75NTR scheint in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle wahrzunehmen. Da p75NTR alle Neurotrophine mit geringer Affinität bindet, bedarf die Klärung seiner Beteiligung an der Plastizität hepatischer Nerven weiterer Forschungsarbeit.