Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2014; 24 - A23
DOI: 10.1055/s-0034-1386602

Prospektive matched pair-Kohortenstudie zum klinischen Ergebnis einer primären versus einer sekundären operativen Versorgung von Bandscheibenvorfällen

JM Salehin 1, F Krummenauer 1, K Schaper 1, F Weber 2
  • 1Universität Witten/Herdecke
  • 2Neurochirurgische Klinik, Kliniken der Stadt Köln

Fragestellung: Die Versorgung operationsbedürftiger Bandscheibenvorfälle stellt aufgrund der unzureichenden Vernetzung des ambulanten und stationären Sektors eine Herausforderung dar. Eine suboptimale Koordination der beteiligten Schnittstellen führt die Patienten möglicherweise verzögert der geeigneten Therapie zu. Ziel der monozentrischen prospektiven matched pair-Kohortenstudie war die Identifikation des optimalen Zeitpunktes für die Operation eines lumbalen Bandscheibenvorfalls. Methodik: Betrachtet wurden 2 × 78 im Verhältnis 1:1 nach den Kriterien Geschlecht, Alter und Patient Clinical Complexity Level (PCCL) post-hoc gematchte Patienten mit lumbalem Bandscheibenvorfall. Die Kohortierung erfolgte anhand der konservativen Vorbehandlungsdauer (Kohorte 1: maximal 12 Wochen und Kohorte 2: 12 – 36 Wochen). Der primäre klinische Endpunkt wurde entlang des Oswestry Low Back Pain Disability Index (ODI) definiert als dessen sechsmonatige Änderung prä-post OP, zwischen den beiden Patienten eines matched pair wurde die intra-pair-Abweichung zu dieser Index-Änderung als Effektmaß bestimmt. Als sekundärer klinischer Endpunkt wurde die sechsmonatige Änderung im Nutzenwert EQ-5D betrachtet. Ergebnisse: Die mediane intraindividuelle Veränderung im ODI prä-post OP betrug für Kohorte 1 36% und für Kohorte 2 32%. Der Median des Effektmaßes im intra-matched pair-Vergleich wurde mit 3% nebst 95%-Konfidenzintervall (– 8%, +18%) und p-Wert eines Vorzeichen-Tests von 0,649 bestimmt, d.h. es ließ sich kein zum Niveau 5% statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Kohorten im primären Endpunkt zeigen. Das Ergebnis des sekundären Endpunktes bestätigte diese Tendenz. Diskussion: Während beide Kohorten im sechsmonatigen Verlauf nach chirurgischem Eingriff eine deutliche Besserung der patientenseitig berichteten funktionellen und gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigten, führte der frühere Zeitpunkt der operativen Intervention nicht zu einem signifikant überlegenen Therapieergebnis.