Z Gastroenterol 2014; 52 - K20
DOI: 10.1055/s-0034-1386686

Seltene Ursache eines nicht hb-wirksamen peranalen Blutabgangs bei einem 85-jähigen, klinisch gesunden Patienten mit Kolonpolypen in der Vorgeschichte

M Dollhopf 1, M Kremer 2, M Karthaus 3, W Schmitt 1
  • 1Klinikum Neuperlach, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, München
  • 2Klinikum Neuperlach, Institut für Pathologie, München
  • 3Klinikum Neuperlach, Klinik für Hämatologie und Onkologie, München

Aktuelle Situation und Vorgeschichte: Ein 85-jähriger Patient mit neoplastischen Kolonpolypen in der Eigen- und Kolonkarzinomen in der Familienanamnese stellt sich zur Kontrollkoloskopie vor. In den letzten zwei Wochen habe er rezidivierend wenig helles Blut im Stuhl und am Toilettenpapier bemerkt. Ansonsten besteht klinisches Wohlbefinden. Insbesondere sind weder abdominelle Schmerzen noch eine B-Symptomatik aufgetreten. Aus der weiteren Vorgeschichte ist ein follikuläres Lymphom, ED 5/97, Stadium IIa bekannt: Befall inguinal bds., 06 – 07/97 erfolgte Ganzabdomenbestrahlung bis 25,5 Gy sowie Aufsättigung inguinal bds. bis insg. 34,5 Gv. 1/98 axilläres Rezidiv gesichert durch LK-Exstirpation der linken Axilla, 02 – 03/98 erfolgte Mantelfeldbestrahlung bis zu einer Gesamtdosis von 21,6 Gy sowie lokaler Aufsättigung der linken Axilla. Letzte Nachsorgeuntersuchung 05/06 ohne Hinweise für Rezidiv.

Aktuelle Koloskopie: Im Sigma und Rektum finden sich mehrere bis 2,5 cm große, flache und praktisch im Niveau gelegene Polypen (IIb-Läsionen) mit unauffälligen small round pits (Typ I). Im Rektum postanal eine breitbasig polypoid erhabene 2,5 cm große, blutig belegte Läsion, die der Blutungsquelle entspricht. Kein klassischer Adenomaspekt! PEs. Exemplarische fEMR von IIb-Polypen bei 25 cm von 2 cm Größe und bei 14 cm von 2,5 cm Größe. Mehrere weitere werden aktuell aufgrund der insgesamt unklaren Situation belassen.

Histologie: Infiltraten eines Non-Hodgkin-Lymphoms der B-Zell-Reihe, speziell einem Mantelzell-Lymphom in Colonbiopsien und Mukosektomienpräparaten. Keine Transformation. Keine blastoide Variante.

Staging: ED eines erneuten B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphoms, speziell Mantelzell-Lymphom: Stadium IVa, IPI IV, hohes Risiko mit generalisierter Lymphadenopathie, generalisiertem gastrointestinalem Befall (Pharynx, Magen, Bulbus, Sigma), leukämische Ausschwemmung in das periphere Blut bei Knochenmarksinfiltration, schwacher monoklonaler Gammopathie v. Typ IgM Kappa, LDH-Erhöhung, Erhöhung v. ß2-Mikroglobulin, keine Splenomegalie. Therapie: 5/14 Einleitung einer zytostatischen Therapie mit Bendamustin und Rituximab.

Bewertung: Bei dem Patienten liegt ein generalisiertes Lymphom der B-Zellreihe (Mantelzelllymphom) mit ausgedehnter gastrointestinaler Manifestation vor. Klinisch war lediglich ein peranaler Blutabgang bedingt durch einen gering erodierten rektalen Lymphomanteil auffällig.

Zwei Tatsachen sind besonders bemerkenswert und interessant:

  • Unterschiedliche Manifestationsformen im Intestinaltrakt mit teils hochfälligen, teils diskreten endoskopischen Befunden.

  • Metachrone Manifestation von 2 unterschiedlichen Lymphomentitäten bei einem Patienten.