Z Gastroenterol 2014; 52 - K24
DOI: 10.1055/s-0034-1386690

Gemischtes adenoneuroendocrines Karzinom (MANEC) des Sigma bei Familiärer Adenomatöser Polypose (FAP)

A Weich 1, V Kunzmann 1, M Vieth 2, M Scheurlen 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Würzburg
  • 2Institut für Pathologie, Klinikum Bayreuth

Hintergrund: Kombinationen aus exokrinen und neuroendokrinen Komponenten in variabler Zusammensetzung können bei Malignomen unterschiedlicher Organe gefunden werden. Die Bandbreite reicht von Adenomen oder Karzinomen mit vereinzelten neuroendokrinen Bestandteilen bis hin zu klassischen neuroendokrinen Tumoren mit fokaler exokriner Komponente. Obwohl derartige Kombinationen aus neuroendokrinen und exokrinen Tumoranteilen grundsätzlich nicht selten sind, werden die besonders bösartigen sogenannten gemischten adenoneuroendokrinen Karzinome (MANECs) selten beobachtet. Hierbei handelt es sich um maligne neuroendokrin/exokrine Tumoren, in denen jede der Komponenten mindestens 30% ausmacht. Das Problem dieser Tumorentität liegt darin, eine gegen beide Bestandteile gleichermaßen wirksame Therapie nicht verfügbar ist, so dass die primäre Therapie den aggressiveren Bestandteil erfassen muss. Wir beschreiben den Fall eines jungen Patienten mit FAP und rasch progredient verlaufendem MANEC des Kolons..

Kasuistik: Ein 27-jähriger Patient ohne relevante Vorerkrankungen und mit unauffälliger Familienanamnese stellte sich mit rechtsseitigen Oberbauchschmerzen vor. Als Ursache fand sich eine ausgedehnte diffuse Lebermetastasierung. Die Koloskopie zeigte multiple Kolonadenome, phänotypisch vereinbar mit einer FAP, sowie einen malignen Sigmatumor. Histologisch handelte es sich um ein MANEC, entsprechend einem Adenokarzinom (G2, Ki-67 Positivität 60%, RAS-Wildtyp) mit neuroendokriner Komponente (Ki-67 Positivität 30%). Koloskopien bei den Eltern sowie der Schwester des Patienten ergaben unauffällige Befunde ohne Hinweis auf eine Polypose. Es wurde eine Therapie mit FOLFOX/Panitumumab eingeleitet. Hierunter war nach 2 Zyklen der Primärtumor größenregredient, die Lebermetastasen deutlich progredient. Vermutlich als paraneoplastische Komplikation der neuroendokrinen Komponente entwickelte der Patient eine ausgeprägte Hypercalcämie (rPTH erhöht). Auch nach Therapieumstellungen auf FOLFOXIRI bzw. FOLFIRI/Bevacizumab war die Lebermetastasierung weiter progredient, so dass der Patient 5 Monate nach Diagnosestellung verstarb.

Diskussion:

  • Es handelt sich um die erste Beschreibung eines MANEC des Kolons als Primärmanifestation einer FAP. Die Familienuntersuchung weist auf eine Primärmutation bei dem Patienten hin.

  • Eine tumorassoziierte Hypercalcämie ist bei einem Kolonkarzinom extrem ungewöhnlich.

  • Die Heterogenität der Tumorkomponenten (Adeno-Ca./neuroendokrines Karzinom) stellt eine Herausforderung für die Therapieplanung dar, da die Therapie gegen den aggressiveren Bestandteil gerichtet sein muss. Der Verlauf bei unserem Patienten spricht für eine unterschiedliche Verteilung zwischen Primärtumor und Metastasen.