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DOI: 10.1055/s-0034-1386928
Verbreitung und Entwicklung der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Deutschland – Ergebnisse einer Wiederholungsbefragung im IAB Betriebspanel 2012
Einführung: Das IAB-Betriebspanel ist die Arbeitgeberbefragung, die erstmals repräsentativ die Verbreitung der betrieblichen Gesundheitsförderung in Deutschland erhoben (Hollederer, 2007) und als Alleinstellungsmerkmal in drei Wellen wiederholt erfasst hat. Nachfolgend werden die Ergebnisse aus der letzten Erhebung der betrieblichen Gesundheitsförderung in der Welle 2012 berichtet und aktuelle Entwicklungen in der betrieblichen Gesundheitsförderung aufgezeigt.
Methode: Das IAB-Betriebspanel ist eine jährliche Mehrthemenbefragung zur Beschäftigungsentwicklung und deren betrieblichen Bestimmungsfaktoren. Dabei werden jährlich rund 16.000 Betriebe aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige in persönlich-mündlichen Interviews von TNS-Infratest befragt. Grundgesamtheit sind die Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Ziehung der Zufallsstichprobe und die Hochrechnung erfolgt auf Basis der Betriebsdatei der Bundesagentur für Arbeit.
Ergebnisse: Im Jahr 2012 gaben 27% der befragten Betriebe im IAB-Betriebspanel an, Maßnahmen zum Schutz oder zur Förderung der Gesundheit der Beschäftigten über gesetzliche Regelungen hinaus durchzuführen oder finanziell zu unterstützen. 64% der Beschäftigten sind in den Betrieben mit Gesundheitsförderung in Deutschland tätig. Zwischen den IAB-Betriebspanelwellen 2002 und 2012 hat der Anteil der Betriebe mit Gesundheitsförderung um acht Prozentpunkte zugenommen. Ost- und Westdeutschland haben sich im Verbreitungsgrad der betrieblichen Gesundheitsförderung im Zeitverlauf weitgehend angenähert.
Die betriebliche Gesundheitsförderung divergiert nach den Auswertungen des IAB-Betriebspanels 2012 sehr stark nach Bundesländern und Wirtschaftsbranchen. Die relativen Häufigkeiten der Betriebe mit Gesundheitsförderung reichen in einer außerordentlich großen Bandbreite von 18% der Betriebe im Gastgewerbe bis zu 60% der Betriebe in der Öffentlichen Verwaltung. Die Maßnahmenarten mit der weitesten Verbreitung sind Mitarbeiterbefragungen und Krankenstandsanalysen. In der betrieblichen Gesundheitsförderung dominieren Einzelmaßnahmen. Auf der Interventionsseite werden am häufigsten mit 9% der Betriebe innerbetriebliche Aktivitäten angeboten. In 6% der Betriebe gibt es Schulungen oder Beratungen für Beschäftigte. Gesprächskreise oder Gesundheitszirkel implementierten rund 6% der Betriebe.
Das Engagement in der betrieblichen Gesundheitsförderung nimmt stark mit den Betriebsgrößen zu. Unter den Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat beträgt der Anteil mit betrieblicher Gesundheitsförderung 70% und ist damit drei Mal so hoch als bei vergleichbaren Betrieben ab fünf Beschäftigten ohne Betriebs- oder Personalrat. Die Verbreitung betrieblicher Gesundheitsförderung ist hochgradig assoziiert mit Personalproblemen, die in den nächsten zwei Jahren erwartet werden. Am stärksten ist diese Assoziation zwischen Personalproblem und betrieblicher Gesundheitsförderung, wenn hohe Fehlzeiten bzw. hoher Krankenstand in den Betrieben erwartet werden.
Schlussfolgerungen: Der Anteil der Betriebe, die auf freiwilliger Basis Maßnahmen in der betrieblichen Gesundheitsförderung umsetzten, steigerte sich in den letzten Jahren moderat und wuchs insbesondere in Westdeutschland und in Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat an. Auf der einen Seite engagiert sich weiterhin nur eine Minderheit der Betriebe in der Gesundheitsförderung, auf der anderen Seite arbeitet dort die Mehrheit der Beschäftigten. Die Ergebnisse im IAB-Betriebspanel zeigen erhebliche Disparitäten im Verbreitungsgrad und Weiterentwicklungspotenziale auf, die in der Interventionsforschung und -entwicklung stärker berücksichtigt werden könnten.