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DOI: 10.1055/s-0034-1387047
Wie kann die Hygiene-Compliance in der Krankenpflege verbessert werden? – Ergebnisse des Projektes Theorie und Handlung zur Infektionsvermeidung in der Krankenpflege (THINK)
Hintergrund: Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene geht für Deutschland von 1.000.000 nosokomialen Infektionen und deutlich über 20.000 Todesfällen aus. Die wichtigste Maßnahme diese Infektionen zu verhindern besteht in der Händedesinfektion. Doch die Compliance ist niedrig. Ein Grund für diesen Sachverhalt könnte in der bisherigen Form der Hygieneschulungen bei Pflegekräften liegen. Ziel dieser Studie ist es durch eine interaktive und simulationsbasierte Fortbildung eine verbesserte Compliance bei der Umsetzung von Hygieneregeln in der Krankenpflege zu erzielen.
Methodik: Das Studiendesign besteht aus einem mixed-method Ansatz mit einem qualitativen und quantitativen Anteil. Der qualitative Anteil beinhaltet Interviews von zwei Fokusgruppen mit Pflegekräften, in denen sie nach ihren Erfahrungen und Problemen mit der Hygiene im Umgang mit Patienten befragt werden. Die Auswertungen dieser Interviews fließen in die Entwicklung (nach Kern-Zyklus) des Curriculums durch ein multidisziplinäres Team für die interaktive und simulationsbasierte Fortbildung ein, die sich aus einer eintägigen Veranstaltung und einem halbtägigen Refresher nach sechs Monaten zusammensetzt. Der quantitative Anteil dieser Studie besteht in einer komplexen Intervention mit einem Pre-Post-Design. Die Intervention beinhaltet die bereits genannten 1,5 Fortbildungstage, in denen die evidenzbasierten Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für hygienisches Arbeiten auf Simulationsbasis den Teilnehmern nähergebracht werden. Die Inhalte der Fortbildung sind mittels einer Problemanalyse durch die Abteilung Krankenhaushygiene definiert worden. Im Konsens des multidisziplinären Teams sind folgende vier Inhalte als prioritär festgelegt worden: a) Punktion am Bespiel der Blutentnahme, b) ZVK-Verbandswechsel, c) Händedesinfektion und sterile Handschuhe und d) Infusion zubereiten. Kommunikation wurde als fünftes Thema ergänzt, weil es sich hierbei um eine zentrale Barriere für hygienisches Arbeiten handelt. Zur Teilnahme an dieser Fortbildung wurden insgesamt sechs patientenversorgende klinische Abteilungen der Uniklinik Köln eingeladen.
Flankiert wurden die Fortbildungen durch Patienten-Flyer zum Thema Hygiene auf den beteiligten Stationen und Poster, die während des Interventionszeitraums jeweils in den Stationsfluren aufgehängt wurden. Die Messung des Interventionseffekts wurde durch Beobachtungen des Hygiene-Verhaltens vor und nach den jeweiligen Fortbildungen durchgeführt. Für diese Erhebung wurden zwei standardisierte Beobachtungsbögen (qualitative und quantitative Durchführung der Händedesinfektion in fünf indizierten Bereichen) auf der Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts entwickelt. Zusätzlich wurde zu Beginn und am Ende des Fortbildungstages eine „objective structured clinical examination“ (OSCE) mit vier klinischen OSCE-Stationen plus einer Station zum Thema Kommunikation durchgeführt. Für die statistische Auswertung wurde der Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung in Kombination mit t-Tests auf Unterschiede verwendet.
Ergebnisse: Für die Teilnahme an der Studie konnten drei Stationen der Uniklinik Köln (Gynäkologie, Neurologie und Nephrologie) mit insgesamt 68 Pflegekräften gewonnen werden. Da die Teilnahme der Pflegekräfte freiwillig war, nahmen 50 der 68 Pflegekräfte (74%) an der Fortbildung teil. Das Ergebnis der OSCE-Stationen zeigt eine signifikante Steigerung der Kompetenzen aller TeilnehmerInnen auf allen fünf OSCE-Stationen. Darüber hinaus konnte auch eine signifikante Steigerung der Hygiene-Compliance und der Hygienekompetenzen bei den durchgeführten Beobachtungen festgestellt werden. Bei der Evaluation der Fortbildung zeigte sich eine hohe Zufriedenheit.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser unizentrischen Studie zeigen, dass die entwickelte interaktive und simulationsbasierte Fortbildung effektiv und nachhaltig das Hygiene-Verhalten von Pflegekräften positiv beeinflusst.