Fragestellung: Beim frühen vorzeitigen Blasensprung (fVBS) ist ein Risikofaktor für das Frühgeborene
das Fetal Inflammatory Response Syndrome (FIRS). Bisher ist die frühzeitige Erkennung
der intrauterinen Inflammation kaum möglich. In unserer Studie evaluierten wir deshalb
die diagnostische Wertigkeit von Interleukin-6 (IL-6) und Tumor necrosis factor-alpha
(TNF-α) im abgehenden Fruchtwasser (FW).
Methodik: Die Gewinnung des FW erfolgte durch Auspressen einer Vorlage mit einer Knoblauchpresse.
IL-6 und TNF-α wurden mittels Immonoassay-Laborautomaten (IMMULITE® System, Siemens)
und Lateralfluss-Schnellstreifen (Milenia® QuickLine) gemessen. Die Gruppeneinteilung
erfolgte postnatal nach neonatalem Outcome und Plazentahistologie in die FIRS-Gruppe
(IL-6 in der Nabelschnur > 100pg/ml und/oder Funisitis) vs. die Kontrollgruppe (kein
FIRS). Geburtshilfliche und kindliche Faktoren wurden statistisch analysiert.
Ergebnisse: IL-6 und TNF-α wurde bei 99 Schwangeren im abgehenden FW bestimmt. In der FIRS-Gruppe
(n = 54) war das Gestationsalter niedriger (28,2 vs. 30,3 SSW) und das neonatale Outcome
schlechter (68,5% vs. 17,8%; p < 0, 001) als in der Kontrollgruppe (n = 45). Die Mediane
von IL-6- und TNF-α waren mit beiden Testverfahren deutlich höher in der FIRS-Gruppe
(z.B. Schnelltest: IL-6: 10001 vs. 329; TNF-α: 1140 vs. 199, p < 0,0001). In den prädiktiven
Modellen ermittelten wir AUC-Werte für IL-6 > 0,9 je nach cut-off-Wert in beiden Testverfahren
und für TNF-α von 0,84 (Immonoassay) bzw. 0,92 (Schnelltest).
Schlussfolgerung: Die Werte von IL-6 und TNF-α im abgehenden FW sind in der FIRS-Gruppe deutlich höher
als in der Kontrollgruppe. Sie erlauben damit eine sehr gute Prädiktion des FIRS und
können so eine frühzeitige Erkennung ermöglichen. Diese Ergebnisse sollten in größeren
Kollektiven validiert werden.