Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Geb05_01
DOI: 10.1055/s-0034-1388101

Schwangerschaftsverlauf bei einer 33-jährigen Parkinson-Patientin unter hochdosierter Dopaminagonisten-Therapie und Tiefenhirnstimulation

FC Vogeler 1, JP Sieb 2, F Ruhland 1
  • 1Hanseklinikum Stralsund, Gynäkologie und Geburtshilfe, Stralsund, Germany
  • 2Hanseklinikum Stralsund, Neurolgoie, Stralsund, Germany

Hintergrund: Die Datenlage zur Therapie und Verlauf der Parkinson-Erkrankung in der Schwangerschaft ist limitiert. (international weniger als 50 Fälle).

Methoden: Fallbericht und systematische Literatursuche

Fallbericht: 2007 wurde bei der damals 27-jährigen IIIG/IIIP die Diagnose eines idiopathischen Parkinson-Syndroms vom Äquivalenztyp gestellt (keine Mutation im PARK2-Gen). Bei rascher Progredienz erfolgte 2011 die Tiefenhirnstimulation des Nucleus subthalmicus.

Unter der Anti-Parkinson-Kombinationstherapie mit retardiertem Ropinirol 24 mg, Rasagilin 1 mg und 100 mg retardiertem Levodopa kam es zur spontanen Konzeption.

Nach Späterfassung der Gravidität in der 22. SSW ergab die weiterführende Differentialdiagnostik des Feten gemäß DEGUM Stufe II keine Auffälligkeiten.

Durch den niedergelassenen Neurologen erfolgte die Umstellung von Ropinirol auf Levodopa/Benserazid mit Reduktion auf 16 mg Ropinirol und Madopar® LT ½-Tabletten bis 6mal täglich. Hiernach war eine deutliche Zunahme der Wirkfluktuationen, nächtliche Hypokinese und unsicheres, kleinschrittiges Gangbild zu verzeichnen.

Unter der stationären sukzessiven Umstellung auf die Ausgangsmedikation konnte ein Besserung der Gesamtsituation mit ausgeglichener Beweglichkeit erzielt werden.

Bei zervixwirksamer Wehentätigkeit in der 31+3. SSW erfolgte die Lungenreifeinduktion unter i.v.-Tokolyse. Nach vorzeitigem Blasensprung in der 32+2 SSW kam es zum Spontanpartus eines Jungen aus II. HHL (APGAR 9/10/10, art.pH:7,36, Geburtsgewicht 1985 g). Aufgrund des Partus praematurus erfolgte die Verlegung des gesunden Neugeborenes auf die Kinderintensivstation. Äußere Missbildung oder organische Fehlbildungen bestanden nicht.

Schlussfolgerungen: Eine teratogene Wirkung der hochdosierten Dopaminagonisten-Therapie wird in dieser Kasuistik nicht dokumentiert.

Aus neurologischer Sicht war die Umstellung der Anti-Parkinson-Medikation nach Erfassung der Schwangerschaft mit einer das Kind gefährdenden motorischen Verschlechterung unangebracht. Tabellarisch wird die Datenlage zur Anti-Parkinson-Therapie in der Schwangerschaft dargestellt.