Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko11_12
DOI: 10.1055/s-0034-1388528

Langzeittherapie mit Treosulfan bei einer massiv vorbehandelten Patientin mit rezidivierenden Ovarialkarzinom

A Kuznik 1
  • 1Kreiskrankenhaus Freudenstadt, Frauenklinik, Freudenstadt, Germany

Fragestellung: Patientinnen mit rezidivierendem Ovarialkarzinom haben meist eine schlechte Prognose. In Einzelfällen kann jedoch durch den sequenziellen Einsatz verschiedener Chemotherapieregime und Behandlungsmethoden das Outcome bei einer günstigen Tumorbiologie erheblich verbessert werden. Das Alkylanz Treosulfan zeigt in Studien gute Wirksamkeit und Verträglichkeit auch bei vorbehandelten Patientinnen mit Ovarialkarzinom.

Methodik: Wir beschreiben den Fall einer 84-jährigen Patientin, die mit Unterbrechungen seit 1998 wegen eines Ovarialkarzinoms u.a. mehrfach erfolgreich mit Treosulfan i.v. behandelt wurde (Erstdiagnose: serös papilläres Ovarialkarzinom, FIGO 3c, G2).

Ergebnisse: Im Anschluss an die Operation (1998) erfolgte zunächst die Standardtherapie mit 6 Zyklen Paclitaxel/Carboplatin. Im Rezidiv wurde die Patientin nacheinander mit Topotecan (06/2001 – 10/2001), Treosulfan (4/2002 – 6/2002), Cyclophosphamid (06/2004 – 10/2004), erneut Treosulfan (12/2006), PEG-liposomalem Doxorubicin (11/2007 – 01/2008) und bei beginnender Lebermetastasierung mit zweifacher Chemoembolisation der Lebermetastasen (2008+2009) behandelt. Zwischen 01/2009 und 01/2014 wurden mit Unterbrechungen weitere 26 Zyklen Treosulfan i.v. appliziert. Treosulfan wurde intravenös mit einer Dosierung von 7 g/m2 (q3w) verabreicht. Die Treosulfantherapie wurde exzellent vertragen; es traten keine schwerwiegenden Toxizitäten (Grad 3/4) auf.

Schlussfolgerung: Strategisches Ziel der onkologischen Therapie ist es heute, eine Krebserkrankung zu „chronifizieren“. Obwohl eine echte Heilung in fortgeschrittenen Stadien meist nicht möglich ist, ist es gerade hier oberste Priorität, den Patientinnen über einen möglichst langen Zeitraum eine normale Lebensführung zu ermöglichen. Bei der vorliegenden Patientin wurde das Ziel des Langzeitüberlebens bei einem günstigen Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil mit Erhalt der Lebensqualität erreicht. Die Patientin entwickelte bis heute keine Resistenz auf Treosulfan.