Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - PO_Onko11_14
DOI: 10.1055/s-0034-1388530

Langzeitremission eines co-positiven pulmonal metastasierten Mammakarzinoms über bisher fast 6 Jahre unter Anastrozol und Trastuzumab – ein Fallbericht

HC Kolberg 1, U Schade 2, D Pott 3
  • 1Marienhospital Bottrop, Frauenklinik/Brustzentrum, Bottrop, Germany
  • 2Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe, Bottrop, Germany
  • 3Gemeinschaftspraxis für Onkologie, Bottrop, Germany

Fragestellung: Das HER2neu-positive metastasierte Mammakarzinom hat eine ungünstige Prognose, daher ist die Kombination von HER2neu-vermittelten Therapieansätzen mit einer Chemotherapie die am häufigsten gewählte Option in dieser Situation. Gleichwohl liegen Daten zur Effektivität von Kombinationen sowohl von Trastuzumab als auch von Lapatinib mit Aromatasehemmern vor. In dem vorgestellten Fall berichten wir von einer Langzeitremission von bisher fast 6 Jahren unter Trastuzumab und Anastrozol.

Ergebnisse: Die Erstvorstellung der 64-jährigen Patientin erfolgte 6/2008. Lokal fand sich ein invasiv-duktales Mammakarzinom, cT2cN0M1G3, ER+, PR(+), HER2neu 3+. Im Staging fand sich eine 3 cm große solitären Lungenfilia. Nach histologischer Sicherung der Lungenmetastasierung, führten wir zunächst eine Induktionstherapie mit Paclitaxel und Trastuzumab q1w x 3 über 6 Zyklen durch. Das Re-Staging nach dem 6. Zyklus Therapie zeigte eine Komplettremission der Lungenfilia und eine partielle Remission des Primarius. Es erfolgte die Umstellung auf Trastuzumab q3w und Anastrozol. Bei weiter anhaltender Komplettremission pulmonal und langsamer Remission lokal entschlossen wir uns 8/2010 zu einer Entfernung des Primarius. Das Tumorstadium war ypT1cypL0ypV0R0, ER(+), PR-, HER2neu 3+. Die Therapie wurde unverändert fortgeführt, die Patientin lebt ohne Einschränkung. Die LVEF lag zu keinem Zeitpunkt unter 55%. Beim letzten Re-Staging im April 2014 zeigte sich weiter lokal und distant no evidence of disease nunmehr fast 6 Jahre nach Erstdiagnose.

Schlussfolgerung: Die oben dargestellte Kasuistik illustriert eindrücklich die Möglichkeiten einer Kombination von endokrinen und HER2neu-vermittelten Therapieansätzen beim co-positiven MBC. Möglicherweise hat auch die Resektion des Primarius zur Langzeitremission beigetragen. Durch die Vorstellung dieses Verlaufs möchten wir zum Einsatz von chemotherapiefreien Kombinationen in dieser Situation ermutigen.