Aktuelle Dermatologie 2015; 41(01/02): 34
DOI: 10.1055/s-0034-1389868
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reisen zum Ende der Welt: Gespräche mit Sterbenden

Rezensent(en):
L. Kowalzick
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Februar 2015 (online)

Buchbesprechung

Von März 1996 bis Oktober 2012 – mit einer Unterbrechung von 2000 bis 2008 als Chefarzt eines Missionskrankenhauses in Lugala im Südwesten Tansanias – war Herr PD Dr. Jörg-Martin Pönnighaus Leitender Oberarzt der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des Vogtland-Klinikums Plauen. Aus seiner Feder stammen etwa 20 Lyrik- und Prosabände, die meist im R. G. Fischer Verlag, zuletzt auch im Athena-Verlag, erschienen und sich mit der Tätigkeit als Arzt und dem Leben und den Menschen in Afrika und Deutschland beschäftigen. Er steht damit in einer Tradition literarisch tätiger Dermatologen wie Gottfried Benn.

In seinem jüngst erschienen Oeuvre „Reisen zum Ende der Welt. Gespräche mit Sterbenden“ kommt Jörg-Martin Pönnighaus auf ein Thema zurück, das er bereits wiederholt, meist lyrisch behandelt hat und das ihn in seiner Tätigkeit als Arzt, Operateur und Medizinethiker immer wieder intensiv beschäftigt hat: Patienten mit fortgeschrittenem Melanom bis in deren Tod zu begleiten. In dem Band sind 3 verschiedene Patientenschicksale aus dem gesamten zeitlichen Rahmen seiner Tätigkeit in Plauen inhaltlich und stilistisch auf höchst unterschiedliche Weise abgehandelt. Sie stellen teilweise Protokolle des Krankheitsverlaufs dar, gehen auf die zum Teil intensiven, auch privaten Kontakte zu den Patienten und ihren Angehörigen und Biografien in Deutschland seit 1939 ein. Auch die Erinnerung an die am Melanom Verstorbenen und das Nachleben der Angehörigen finden ebenso ihren Raum wie Vertrauensverluste und Sprachlosigkeit beim Umgang mit den Erkrankten. Die jüngste Zeit der „Wundermedikamente“ gegen das metastasierte Melanom fließt ebenso in die Betrachtungen ein wie die frustrierenden Jahre zuvor, als es kaum Vorankommen in der Therapie der fortgeschrittenen Erkrankung gab und diese den Behandler oft rat- und hilflos werden ließ. Diese – abseits aller Leitlinien – oft fehlende Sicherheit in der Handhabung der Erkrankung und die daraus resultierenden unterschiedlichen Wahrnehmungen und Meinungen der ärztlichen Kollegen aller Hierarchiestufen werden gleichfalls thematisiert.

Das Buch sei allen onkologisch tätigen oder tätig gewesenen Dermatologen wärmstens empfohlen. Sie werden sich und erlebte Gedanken und Situationen oft wiedererkennen.

Prof. Dr. Lutz Kowalzick, Plauen