Gastroenterologie up2date 2015; 11(01): 57-72
DOI: 10.1055/s-0034-1389871
Endoskopie/Gastrointestinale Radiologie/Sonografie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Obstruktion und Ileus: Endoskop statt Skalpell?

Teil 2
Karl-Ernst Grund
,
Annette Zipfel
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Publication History

Publication Date:
10 March 2015 (online)

Kernaussagen

Akute Kolonobstruktion

  • Der Begriff „Bridge to Surgery“ bedeutet die primäre Dekompression einer akuten Kolonobstruktion durch Sonde oder Stent, wodurch die komplikationsträchtige Notfalloperation vermieden wird. Nach Diagnostik und Staging kann dann die Therapie situationsentsprechend gewählt werden (kurative bzw. palliative Operation oder endoskopisches Stenting).

  • Aufgrund der Anatomie und Physiologie des Kolons sowie unterschiedlicher Tumormorphologien sind Auswahl und Implantation eines Stents nicht selten schwierig.

  • Eine Stentimplantation im akuten Ileus gehört zu den anspruchsvollsten Interventionen der flexiblen Endoskopie und erfordert Erfahrung und enge Abstimmung mit der Chirurgie!

  • Da in der Situation des akuten Kolonileus eine optimale Stentwahl und eine optimale Prothesenlage oft nicht möglich sind, ist häufig eine primäre Dekompression mit einer Sonde (s. Teil 1) mit anschließender elektiver Stenteinlage nach Staging und unter optimalen Bedingungen vorzuziehen.

  • Vergleichende wissenschaftliche Studien bzgl. Stentimplantation im Kolorektum sind bislang aufgrund uneinheitlicher Kriterien (Stentindikationen, Einteilung der Patienten, Notfall- vs. Elektiveingriff, Vorbehandlung) wenig aussagekräftig. Dessen ungeachtet sprechen die Ergebnisse erfahrener Zentren für den Versuch der endoskopischen Dekompression.

Pseudoobstruktion und sekundäres Megakolon

  • Spricht eine intestinale Pseudoobstruktion auf die primäre konservative Therapie (Parasympathomimetika evtl. nach initialer Sympathikolyse) nicht an, ist eine endoskopische Dekompression durch Absaugen bzw. Legen einer Dekompressionssonde indiziert.

  • Eine PEC (perkutane endoskopische Kolostomie, angelegt wie eine PEG in Pexie-Technik) ist bei rezidivierenden Distensionen durch chronische intestinale Pseudoobstruktion, aber auch bei sekundärem Megakolon (z.B. bei behinderten Kindern) eine entscheidende Erleichterung für Patient und Pflege.