Radiologie up2date 2014; 14(04): 291-304
DOI: 10.1055/s-0034-1390704
Muskuloskelettale Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRT von Muskelverletzungen

MR imaging of muscle injuries
K. Wörtler
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Publication Date:
01 December 2014 (online)

Zusammenfassung

Verletzungen der Skelettmuskulatur sind insbesondere bei Sportlern sehr häufig. Neben dem Ultraschall ist die MRT das wichtigste bildgebende Verfahren zur Diagnose und Graduierung von Muskelläsionen. Dieser Artikel soll eine Übersicht über die Untersuchungstechnik und diagnostischen Kriterien der MRT bei akuten und chronischen Läsionen des Skelettmuskels geben. Außer der Morphologie direkter und indirekter Muskelverletzungen werden auch die MRT-Befunde der Myositis ossificans und des Kompartmentsyndroms diskutiert.

Abstract

Injuries to skeletal muscle are very common particularly in athletes. Besides ultrasound, MR imaging represents the most valuable imaging modality for diagnosis and grading of muscle lesions. This article reviews the examination technique and diagnostic criteria of acute and chronic lesions of skeletal muscle at MR imaging. In addition to the morphology of direct and indirect muscle injuries, MR findings in myositis ossificans and compartment syndrome are discussed as well.

Kernaussagen

Indirekte Verletzungen (Zerrung, Ruptur) des Muskels werden nach ihrem Schweregrad klassifiziert, wobei geringgradige Läsionen bei Weitem am häufigsten vorkommen. Bevorzugte Lokalisation dieser Verletzungen ist der myotendinöse Übergangsbereich.

  • Bei „Muskelzerrungen“ (Grad 1) findet sich auf MR-Aufnahmen mit T2-Kontrast eine signalintensive „Fiederung“ ohne makroskopisch erkennbare Faserdiskontinuität.

  • Bei Partialrupturen (Grad 2) treten eine mehr oder weniger ausgedehnte Diskontinuität von Muskelfasern und muskulären Bindegewebsstrukturen sowie zumeist ein intramuskuläres Hämatom hinzu.

  • Komplettrupturen (Grad 3) sind durch eine vollständige Diskontinuität des Muskels mit konsekutiver Retraktion gekennzeichnet.

Direkte Muskelverletzungen (Kontusion, Quetschung) unterscheiden sich MR-morphologisch von indirekten Verletzungen durch das Verteilungsmuster der intramuskulären Signalanhebungen (benachbarte Muskeln, nicht myotendinöse oder tiefe Lage) und die Beteiligung des subkutanen Fettgewebes am Ort der Gewalteinwirkung.

Die Myositis ossificans ist eine tumorähnliche Muskelläsion, die auch ohne anamnestisch identifizierbares Trauma auftreten kann. Ihr MRT-Erscheinungsbild ist stadienabhängig und kann insbesondere initial eine Tumorerkrankung oder einen entzündlichen Prozess imitieren. Diagnostisch ist letztlich nur der Nachweis des typischen peripheren Ossifikationsmusters im Röntgenbild oder CT. In zweifelhaften Fällen sollte ein muskuloskelettales Tumorzentrum konsultiert werden.

Das Kompartmentsyndrom ist durch eine akute oder chronische bzw. chronisch intermittierende Drucksteigerung in einem oder mehreren Muskelkompartimenten gekennzeichnet. Das akute Kompartmentsyndrom ist ein orthopädisch-unfallchirurgischer Notfall. Die Diagnose wird i. d. R. durch perkutane intrakompartimentelle Druckmessung verifiziert. MRT-Befunde des Kompartmensyndroms sind eine Schwellung der Muskulatur mit inhomogener Signalanhebungen auf Aufnahmen mit T2-Kontrast sowie eine durch die Druckerhöhung in den betroffenen Kompartimenten bedingte Kompression des tiefen Venensystems.