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DOI: 10.1055/s-0034-1390897
Neonatologie Scan: Alles, was Sie in der Neonatologie wissen müssen
Publication History
Publication Date:
15 November 2014 (online)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
jetzt im September, wo diese Zeilen verfasst werden, beginnt der Herbst, die Jahreszeit der Obstbaumernte. Etymologen sagen ja, dass das Wort Herbst vom lateinischen Verb „carpere“ (pflücken) bzw. dem altgriechischen Substantiv o̔ καρπός (die Frucht) abgeleitet ist. Wir Neonatologen denken bei „Frucht“ eher an Neugeborene als an Äpfel. Und in der Tat werden im Monat September seit den 1980er-Jahren in Deutschland die meisten Kinder geboren. Zuvor war der Monat März der ertragreichste. Das sehr lesenswerte Buch des Statistischen Bundesamts aus dem Jahre 2012 „Geburten in Deutschland“ enthält eine Reihe weiterer Daten, die zum Spekulieren einladen:
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Werden Kinder seit den 1980er-Jahren bevorzugt im Dezember gezeugt, weil genügend geheizter Wohnraum für junge Paare zunehmend zur Verfügung stand, während vorher der Juni und die freie Natur der ideale Zeugungsort war?
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Besteht ein Zusammenhang mit dem Alter der Eltern? Seit 1989 ist das Alter der Mutter bei erster Geburt im Osten von 23 auf 28 und im Westen von 27 auf 30 Jahre angestiegen.
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Spielt der Familienstand eine Rolle? Im Osten Deutschlands sind zum Zeitpunkt der ersten Geburt derzeit 60 % der Eltern, im Westen 30 % nicht verheiratet. Allerdings zeigt ein Blick in 100 Jahre alte Kirchenbücher selbst gefestigt katholischer Regionen, dass auch damals bis zur Hälfte der Erstgeburten einige Monate früher als 9 Monate nach der Hochzeit erfolgten.
Solche spontanen und ungeplanten menschlichen Ereignisse sind unter dem Gesichtspunkt der volkswirtschaftlichen Nachhaltigkeit eher als positiv zu bewerten, tragen sie doch zu höherer Kinderzahl bei. Der Anteil der Mütter mit 3 oder mehr Kindern ist durch optimierte Geburtenplanung und Verschieben der Erstgeburt in ein höheres Alter von 35 % auf nunmehr 5 % gesunken, der Anteil kinderloser Frauen von immer schon 10 % auf derzeit 30 % gestiegen – allerdings nur im Westen, während er im Osten mit 15 % nur halb so hoch ist.
Als Neonatologen erleben wir täglich und hautnah, welche Verantwortung und Last Elternschaft Müttern und Vätern aufbürdet. Die gesamte Gesellschaft hat die Pflicht, diese Eltern durch Mitgefühl, Unterstützung und Anerkennung zu stärken – mit Geld allein kann sie sich nicht freikaufen.
Sie lesen diese Zeilen, wenn der Herbst dem Winter weicht. Bei der Dezemberausgabe von Neonatologie Scan geben sich die Herausgeber immer besondere Mühe, ihren Lesern eine anregende und besinnliche vorweihnachtliche Lektüre zu bereiten. Noch ein Tipp zum Schluss: Schalten Sie um vom Modus „das muss ich vor Jahresende noch unbedingt erledigen“ auf „mein Jahresziel habe ich eigentlich schon erfüllt“!
Ihre Herausgeber
PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Helios Klinikum Aue
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg