physiopraxis 2014; 12(10): 58
DOI: 10.1055/s-0034-1395464
physiospektrum
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Uniform in der Praxis – seriös oder affig?

Uwe Ziminske
,
Anke Zillessen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Oktober 2014 (online)

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„Einheitliche Arbeitskleidung stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit zur Praxis und zu den Kollegen.“
Abb.: privat

PRO Ich bin der Auffassung, dass eine Uniform eine durchweg positive Ergänzung für eine Physiotherapiepraxis ist – seien es einheitliche Shirts mit eingesticktem Therapeutennamen, Praxislogo und -name oder Kleidung in gleicher, auf die Praxis abgestimmten Farbe. Daher ist eine Einheitskleidung in einer Praxis eine einfache und effektive Methode, einer physiotherapeutischen Einrichtung Individualität zu verleihen und auf eine unaufgezwungene Weise Werbung für sie zu machen. Die Praxis kann sich von der Konkurrenz abgrenzen und ihren Patienten die Wiedererkennung leicht machen.

Unter den Mitarbeitern stärkt eine Arbeitskleidung das Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer Arbeitsstelle und ihren Kollegen. So sorgt sie dafür, dass sich die Mitarbeiter nicht als „leicht ersetzbar“, sondern als festes Mitglied empfinden. Bei Veranstaltungen und Events können sie ihre Physiotherapiepraxis mit Stolz repräsentieren und sich sicher sein, dass sie nicht mit Besuchern und Gästen verwechselt werden. Das ist auch von Vorteil, wenn man in einer Einrichtung mit einem hohen Patientenaufkommen arbeitet. Denn ohne eindeutige Arbeitskleidung kann es schnell zu Missverständnissen kommen.

Ein weiterer Pluspunkt für die Arbeitskleidung ist die Hygiene: Ein Kleidungswechsel vor und nach der Arbeit und eine separate Reinigung sorgen dafür, dass keine Keime und Erreger mit der Alltagskleidung in Berührung kommen. Damit wird das Risiko, sich selbst eine Krankheit zuzuziehen, auf ein Minimum reduziert.

Für mich schafft eine Uniform Seriosität, Professionalität und einwandfreie Kleiderhygiene in einer Praxis.

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„Pro Lebendigkeit – kontra Uniform! Denn Kleidung ist etwas sehr Persönliches.“
Abb.: privat

KONTRA Meine Kleidung fühlt sich an wie eine zweite Haut. Ich atme durch sie hindurch, sie schützt mich und sie zeigt: Das ist Anke, wie sie leibt und lebt. Kleidung ist etwas sehr Lebendiges, Persönliches: das Material, die Farben, der Stil. Kleidung unterstützt und unterstreicht die persönliche Ausstrahlung.

Ist es mit den therapeutischen Kompetenzen nicht auch ein bisschen so? Dass eine ganz eigene, spezielle Kombination aus Lebenserfahrung und verschiedenen Therapiekonzepten zu einem persönlichen Behandlungsstil wird, der wirkt, weil er in sich schlüssig ist?

Praxen und Kliniken, in denen Einheitskleidung üblich ist, wirken auf mich zwar solide, aber auch brav und angepasst. Einheitskleidung mag zwar entlasten, weil die Kleiderfrage geregelt ist. Aber macht das wirklich Spaß? Was fehlt, ist das Lebendige, das Kreative und die Offenheit für Andersartigkeit! Ich frage mich, ob dort tatsächlich Begegnungen zwischen authentischen Menschen auf Augenhöhe gewünscht sind. Und: Sind dort individuelle Behandlungen „erlaubt“?

Ich mag Menschen mit „Alleinstellungsmerkmalen“ – Therapeuten wie Patienten –, und dazu gehört auch der eigene Kleidungsstil. Zum einheitlichen Poloshirt mit Praxislogo gibt es eine wunderbare Alternative: Ein Schildchen im Design der Physiotherapiepraxis auf der Arbeitskleidung platziert signalisiert die Zugehörigkeit zum Team und informiert über Name und Funktion: Anke Zillessen, Physiotherapeutin.

→ Das nächste Thema lautet „Keile, Gurte und Co. – Eigen- oder Praxisanschaffung?“. Ihre Argumente für oder gegen eigenes Therapiewerkzeug schicken Sie bis zum 1.12.2014 an kathrin.hage@thieme.de. Die beste „Bewerbung“ erhält den Zuschlag und 40 Euro Honorar.