Dialyse aktuell 2014; 18(8): 414
DOI: 10.1055/s-0034-1395944
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Akutes Nierenversagen

Thorsten Feldkamp
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Publication Date:
05 November 2014 (online)

Das akute Nierenversagen (ANV) ist ein klinisches Syndrom mit einem sehr heterogenen und weiten Spektrum. Daher überrascht es nicht, dass das ANV in nahezu allen medizinischen Fachbereichen vorkommt und dort zu einer erheblichen Erhöhung der Morbidität und Mortalität beiträgt. Zusätzlich ist das ANV die häufigste und kostenintensivste Nierenerkrankung und ist für ca. 95 % der nephrologischen Konsiliartätigkeit verantwortlich.

Dr. Anja Bienholz, Michael Jahn und Prof. Andreas Kribben, Essen, zeigen in ihrem Beitrag die Ursachen für diese Häufigkeit auf und diskutieren die verschiedenen klinischen Situationen, in denen ein ANV auftreten kann. Weiterhin werden die Ursachen des klinischen Syndroms ANV bei den verschiedenen Krankheitsbildern beschrieben und mögliche therapeutische Ansätze diskutiert. Bei dem Management erscheint insbesondere der Volumenhaushalt kritisch, welcher deswegen gerade bei kritisch kranken Patienten ständig überwacht werden sollte. Am Ende dieses Beitrags wird dann der besondere Sonderfall eines ANV beim nierentransplantierten Patienten angesprochen.

Diese besondere Situation der Nierentransplantation wird dann in dem Beitrag von Prof. Bernd Krüger, Dr. Urs Benck, Prof. Peter Schnülle und Prof. Bernhard Karl Krämer, Mannheim, aufgegriffen und die Bedeutung des ANVs bei der Nierentransplantation beschrieben. Zunächst wird die besondere Situation des ANVs beim postmortalen Nierenspender diskutiert. Hier zitieren die Autoren Studien, welche belegen, dass auch diese Nieren mit gutem Erfolg transplantiert werden können. Diese Daten werden durch eigene Daten des Mannheimer Transplantationszentrums gestützt und eröffnen somit mögliche Strategien, um die herrschende Organknappheit bei der Nierentransplantation etwas abzumildern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verhinderung des ANVs kurz nach Transplantation, welche meist als verzögerte Funktionsaufnahme des Transplantats (DGF: Delayed Graft Function) bezeichnet wird. Die Autoren machen dabei nicht nur auf die deletären Folgen für den Erfolg der Nierentransplantation aufmerksam, sondern besprechen auch neue therapeutische Ansätze und diagnostische Hindernisse beim ANV nach Nierentransplantation. Unglücklicherweise existieren nur für sehr wenige Ursachen des ANVs gesicherte spezifische Therapieformen, sodass das ANV häufig nur supportiv behandelt werden kann.

Dies liegt mitunter auch an dem noch unzureichenden Verständnis der pathophysiologischen Vorgänge beim ANV. Hier sind aber gerade in den letzten Jahren neue wegweisende Erkenntnisse erzielt worden. Diese neuen Erkenntnisse über die Pathophysiologie beim ANV fasst Dr. Andreas Linkermann, Kiel, in seiner abschließenden Übersicht über die regulierte Nekrose beim ANV zusammen. Diese Erkenntnisse, welche zu einem Teil auf seinen Arbeiten beruhen, zeigen, dass die seit über 100 Jahren bestehende pathologisch etablierte Bezeichnung akute Tubulusnekrose (ATN) sich zurecht durchgesetzt hat. So spielt die regulierte Nekrose bei der Nierenschädigung im Rahmen eines ANVs eine sehr große Rolle. Die Erkenntnisse über diese Signalwege bei der regulierten Nekrose liefern wertvolle Hinweise für neue, dringend benötigte therapeutische Ansätze beim ANV.